An Willkommenskultur für Flüchtlinge festhalten

Stellungnahme der BEFG-Leitung

Die Leitung des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (BEFG) hat sich dafür ausgesprochen, unbeirrt an einer Willkommenskultur für Flüchtlinge festzuhalten. Entschieden wandten sich Präsidium und Bundesgeschäftsführung in ihrer Stellungnahme gegen eine Instrumentalisierung der Anschläge von Paris in der Flüchtlingsdebatte, stellten sich hinter die „mutige Asylpolitik der Bundeskanzlerin“ und würdigten den Einsatz zahlreicher BEFG-Gemeinden für Flüchtlinge.

In ihrer am Donnerstagabend veröffentlichten Verlautbarung weisen Präsidium und Bundesgeschäftsführung „alle Versuche zurück, aus dem schrecklichen Attentat von Paris politisch Kapital zu schlagen und die Flüchtlingsfrage damit zu vermischen.“ Es gelte, unbeirrt an einer Willkommenskultur für Flüchtlinge festzuhalten. Man dürfe Opfer nicht wie Täter behandeln, denn schließlich seien viele Flüchtlinge „gerade deshalb aus ihren Ländern geflohen, weil dort im Namen des Islam Krieg geführt oder totalitäre Gewalt ausgeübt“ werde.

Die leitenden Gremien bekräftigten die Aussagen der Resolution „Christus im Fremden willkommen heißen“, die der Bundesrat, das Kirchenparlament des BEFG, bereits im Mai 2015 einstimmig verabschiedet hatte: „Wir unterstreichen noch einmal, was die Resolution auf folgende Weise formuliert: ‚Es ist uns geboten, allen Menschen in der Liebe Christi zu begegnen. Die nach Deutschland kommenden Menschen sind uns – unabhängig von ihrem rechtlichen Status – willkommen. Wir wollen mit ihnen teilen, was uns wichtig ist: Das befreiende Evangelium, die Gaben Gottes und auch die existenziellen Sorgen, die jeder in unterschiedlicher Weise hat.‘“ Man sei „dankbar und beeindruckt“, wie viele Gemeinden nicht nur den Text der Resolution „wahrgenommen, sondern sich aktiv in die Flüchtlingshilfe vor Ort eingebracht haben“, heißt es in der neuen Stellungnahme weiter. Kirchen, auch der BEFG, leisteten ihren Beitrag, dass Deutschland als „das größte und wirtschaftlich stärkste Land Europas seine Rolle als weltoffene und geschichtlich verantwortliche Nation“ wahrnehme.

Auch auf die Furcht vor einer möglichen Islamisierung der Gesellschaft gingen Präsidium und Bundesgeschäftsführung ein: „Geschürt werden solche Ängste durch fremdenfeindliche Reden – auch in einzelnen Predigten, die in E-Mails kursieren. Wir wenden uns gegen unsachliche Darstellungen, religiöse Verallgemeinerungen, aus dem Zusammenhang gerissene und deshalb irreführende theologische Aussagen sowie unverantwortliche Panikmache im Blick auf die muslimischen Flüchtlinge.“ Es sei durchaus davon auszugehen, dass „die wachsende Zahl muslimischer Mitbürger auch unsere Gesellschaft verändern“ werde. Dem baptistischen Erbe folgend entspreche die religiöse Vielfalt „unserer Überzeugung von Religionsfreiheit.“ So habe Julius Köbner, einer der Gründerväter des deutschen Baptismus, bereits 1848 religiöse Freiheit „in völlig gleichem Maße für Alle“ gefordert, „seien sie Christen, Juden, Muhamedaner oder was sonst.“ In der religiösen Vielfalt wolle man den „Missionsauftrag in Wort und Tat engagiert umsetzen.“ Zudem gelte es, „gute nachbarschaftliche Beziehungen zu Menschen unterschiedlicher Religionen“ zu pflegen und sich „über alle Konfessions- und Religionsgrenzen hinweg in lokalpolitischen Aktivitäten und Nachbarschaftsaktionen einzubringen.“

Ein Artikel von Dr. Michael Gruber

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