Dr. Denton Lotz (†) und Janice Lotz

Foto: BWA

„Den internationalen Baptismus über Jahrzehnte geprägt“

BEFG würdigt verstorbenen Dr. Denton Lotz

Am 23. April ist der US-amerikanische Theologe und langjährige Generalsekretär des Baptistischen Weltbundes (BWA), Dr. Denton Lotz, im Alter von 80 Jahren verstorben. „Mit ihm ist eine Persönlichkeit von uns gegangen, die den internationalen Baptismus über Jahrzehnte geprägt und auch viele Spuren in Deutschland hinterlassen hat“, so BEFG-Generalsekretär Christoph Stiba.

Mit seinem unermüdlichen Einsatz für Evangelisation und Religionsfreiheit habe Lotz „das inhaltliche Profil des Baptistischen Weltbundes entscheidend geschärft“, wie Stiba hervorhob. „Mit Führungsstärke und strategischem Geschick hat er Initiativen im Bereich der Bildung und der Mission mit auf den Weg gebracht, die sich als großer Segen erwiesen haben. Sein tiefer Glaube und seine Liebe zu Menschen waren für Denton Lotz die Triebfeder seines Handelns.“ Als Dozent am Internationalen Baptistischen Seminar im schweizerischen Rüschlikon habe Denton Lotz junge Menschen gefördert und ihnen das Rüstzeug für ihre geistliche Arbeit – auch in Deutschland – mitgegeben, so Stiba: „Sein Dienst wird noch lange nachwirken.“

Denton Lotz wurde 1939 im US-Bundesstaat New York als Sohn einer väterlicherseits deutschstämmigen Familie geboren. Nach dem Bachelor-Studium an einer staatlichen Universität und einem mehrjährigen Militärdienst studierte er an der Harvard University in Boston Theologie und schloss 1970 an der Universität Hamburg seine Protomotion zum Doktor der Theologie ab. In den folgenden zehn Jahren waren er und seine Frau Janice als Missionare tätig. Schwerpunkt der Arbeit war die Aus- und Weiterbildung von einheimischen Baptistenpastoren in Mittel- und Osteuropa. In Rüschlikon war Denton Lotz in dieser Zeit Professor für Mission und Homiletik. 1980 ging er zurück in die USA und arbeitete seitdem hauptamtlich für die BWA, zunächst als Referent, später als Leiter der Jugendabteilung. 1988 wurde er als Nachfolger des tödlich verunglückten Gerhard Claas BWA-Generalsekretär. Er hatte dieses Amt bis zum Eintritt in den Ruhestand 2007 inne und war zentral an wichtigen Weichenstellungen beteiligt. So half er, 1991 die Baptist International Conference on Theological Education (Baptistische Internationale Konferenz zu Theologischer Bildung) an den Start zu bringen. Er spielte eine entscheidende Rolle beim Umzug der BWA-Zentrale nach Falls Church im US-Bundesstaat Virginia 2001. Vier Jahre später stellte er die Initiative Living Water (Lebendiges Wasser) vor, durch die Baptisten in aller Welt zu Evangelisation und Leiterschaft befähigt werden sollen. Seither haben 4.500 Teilnehmer, von Kuba bis Bangladesch, das Programm durchlaufen.

Die ehemalige BEFG-Generalsekretärin Regina Claas, Tochter von Gerhard Claas, erinnert sich an Dr. Denton Lotz als „langjährigen treuen Freund unserer Familie, als persönlichen Ratgeber – und als Vorbild“, etwa im Einsatz für Menschenrechte. Auf seinen vielen Reisen sei Lotz immer wieder mit Ungerechtigkeit, Unterdrückung, Unfrieden und der Verletzung von Religionsfreiheit und Menschenrechten konfrontiert worden, so Claas: „Darüber konnte er nicht schweigen. Er kämpfte gegen solche Ungerechtigkeit und setzte sich im Namen Jesu unermüdlich für Freiheit und Versöhnung ein.“ Ihren jährlich verliehenen Menschenrechtspreis hat die BWA so auch nach Denton Lotz und seiner Frau Janice benannt. Deren Unterstützung sei für den Dienst ihres Mannes von unschätzbarer Bedeutung gewesen, so Regina Claas, die den Verstorbenen würdigte: „Sein scharfer Verstand, sein phänomenales Gedächtnis und sein umfangreiches Wissen gepaart mit seinem weiten Herzen machten ihn zu einem geschätzten Redner und Berater, ob auf der Weltbühne religiöser und säkularer Führer oder in der kleinsten und ärmsten Dorfkirche.“

Und so zählte Denton Lotz auch bekannte Persönlichkeiten zu seinem Freundeskreis. Die BWA zitiert in einer ausführlichen Würdigung in englischer Sprache den Evangelisten Billy Graham mit einem Satz, den er an Lotz zu dessen Dienstende 2007 schrieb: „Deine Führungskraft und Deine persönlicher Glaube waren mir Inspiration und Segen.“ Zum selben Anlass betonte der ehemalige US-Präsident Jimmy Carter, Lotz habe mit seiner Leitungsbegabung entscheidend zu den Erfolgen der BWA in den letzten 20 Jahren beigetragen und „einer großartigen Organisation mit Überzeugung und Ehre gedient.“

Ein Artikel von Dr. Michael Gruber