Freikirchliche Diakonie will eigenen Verband stärken

Internationale Mitarbeitende eine Chance

(Hamburg) – Der Verband freikirchlicher Diakoniewerke e.V. (VfD) will sich für alle Sozialwerke öffnen, deren Kirchen der Diakonischen Arbeitsgemeinschaft evangelischer Kirchen (DAeK) angehören. Die Mitgliederversammlung beauftragte am 9. März in Hamburg den Vorstand einstimmig, die notwendige Satzungsänderung innerhalb eines Jahres vorzubereiten. Bisher gehören dem Verband 44 Mitgliedsorganisationen mit 21.000 Beschäftigten aus dem Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (BEFG), dem Bund Freier evangelischer Gemeinden (BFeG) und der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) an.

Wie der VfD-Vorsitzende Andreas Cramer (Nürnberg) ausführte, sollen damit der eigene Verband sowie die DAeK innerhalb der Diakonie Deutschland gestärkt werden. Ab 2017 könnten auch diakonische Einrichtungen der Herrnhuter Brüdergemeine, der Mennoniten, der Heilsarmee, der Evangelisch-altreformierte Kirche, der Altkatholiken, der Selbstständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche einen Antrag auf Mitgliedschaft im seit über 40 Jahren bestehenden freikirchlichen Diakonieverband stellen. Dadurch wären die Einrichtungen dieser Kirchen über die DAeK auch in der Diakonie Deutschland vertreten.

Zugleich sprach sich die Mitgliederversammlung dafür aus, dass ihr Verband auch weiterhin in den Gremien der Diakonie Deutschland vertreten bleibt. Bei der anstehenden Satzungsreform des Evangelischen Werks für Diakonie und Entwicklung (EWDE) im September 2017 sei „darauf zu achten, dass unsere jetzt erreichte, angemessene Vertretung in den Gremien beibehalten wird“, ergänzte Cramer in seinem Vorstandsbericht.

Christliche Einrichtugen haben guten Ruf bei Muslimen

Der Vorsitzende der DAeK, Diakoniepräsident Ulrich Lilie, betonte in seinem Vortrag „Weltoffenheit – Die Internationalität unserer Mitarbeitenden“, „Diakonie ist eine Grunddimension von Kirche“. Ihre Einrichtungen müssten sich jedoch weiter öffnen für Mitarbeitende, die nicht einer christlichen Kirche angehören, ohne dadurch das eigene diakonische Profil zu verlieren oder zu verwässern. Dies sei vor allem eine Aufgabe der Führung in den einzelnen Werken, machte Prof. Dr. Martin Sauer von der Fachhochschule (FH) Diakonie in Bielefeld vor den knapp 50 Teilnehmenden zu seinem Thema „Eine neue Kultur des Miteinanders – Chancen und Herausforderungen unserer Mitarbeitenden“ deutlich. „Hier müssen die diakonischen Einrichtungen klar sein“, so Sauer wörtlich.

Beide Referenten verwiesen darauf, dass christliche Einrichtungen wie Kindertagesstätten oder Krankenhäuser bei Muslimen generell einen guten Ruf hätten. Von ihnen wollten viele keine säkularen Einrichtungen nutzen, in der Religion überhaupt keine Rolle spiele. Sauer, emeritierter FH-Rektor, verdeutlichte, multikulturelle Teams hätten eine erweiterte Kompetenz, die es gut zu nutzen gelte. Zudem trügen sie zur gesellschaftlichen Integration bei. Allerdings müssten zugleich kultursensible Aspekte wie Nacktheit eines Toten, Sexualität oder das Geschlechterverhältnis in den Einrichtungen durch entsprechende Fortbildungen oder Kommunikationsforen immer wieder thematisiert werden. Jedoch sei Nächstenliebe nicht ausschließlich christlich, wie das Beispiel des Barmherzigen Samariters im Neuen Testament zeige. Darauf verwiesen ebenfalls beide Referenten.

Ein Artikel von Holger Gohla