Gemeinde Apolda hat sich aufgelöst

Die Hoffnung bleibt: Sonnenblumensamen zum Ende

70 Jahre nach der Gründung hat die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Apolda in Thüringen sich am 23. Oktober zum letzten Mal zum Gottesdienst getroffen. Sie war immer eine Tochtergemeinde von Jena und wurde von ihr mitbetreut. Einen eigenen Hauptamtlichen gab es nie. Beim letzten Gottesdienst waren sechs der noch neun Gemeindeglieder anwesend.

Künftig wollen sie sonntags die Gemeinde im 16 Kilometer entfernten Jena besuchen. In seiner Predigt im letzten Gottesdienst sprach Manfred Ziepert (Jena) über den 23. Psalm, wobei die Gemeindemitglieder sich beteiligen konnten. Dabei wurde deutlich, dass sie viel mit Gott in Apolda erlebt hatten. Man sei sich sicher, dass Gott auch künftig für die Verbliebenen sorgen werde. Denn das „Haus der Herrn“ werde nie zugemacht. Wie der ehemalige Gemeindeleiter Bernd Burkert mitteilte, sei dennoch allen schwer ums Herz gewesen: „Es flossen auch Tränen.“ Allerdings treffe man sich weiter in Apolda jede Woche zur Bibelstunde. Eventuell erlebe man ja sogar einen Neubeginn, hieß es zuversichtlich.

Die Gemeinde wurde 1946 von Flüchtlingen gegründet. Am Karfreitag fand der erste Gottesdienst mit 31 Teilnehmern in einem Wohnzimmer statt. Am Ostersonntag wurde die Gemeinde gegründet. Am darauffolgenden Sonntag waren es 44 Mitglieder. Die nächsten Jahre seien vom Wachstum der Gemeinde geprägt gewesen, hieß es in einem Bericht der Gemeinde – trotz schlechter äußerer Bedingungen. So hätten sich die ersten Räume nur schlecht durch den Kanonenofen heizen lassen. Nach der Friedlichen Revolution in der DDR hätten viele Mitglieder die Gemeinde verlassen. Manche Spätaussiedler hätten sich eigenen Gemeinden angeschlossen. Im neuen Jahrtausend habe man neue Räume in einem früheren Ladengeschäft bezogen, dennoch seien es immer weniger Mitglieder geworden. Auch Evangelisationen und Bibelvorträge hätten daran nichts geändert. So habe man sich schweren Herzens entschieden, die Gemeinde zu schließen.

Zum Ende gab es eine originelle Aktion: Jeder konnte sich eine Tüte Sonnenblumensamen mitnehmen. Sie sollen Apolda verstreut werden. Das sei ein Symbol dafür, dass man weiter für die Stadt beten wolle und dieses Gebet nicht vergebens sei – verbunden mit der Hoffnung, dass Gottes Liebe neu zum Blühen kommt.

Ein Artikel von Klaus Rösler (DIE GEMEINDE)