Studentinnen des Baptist Theological Seminary of Malawi mit Dozentinnen Martha Chirwa (l.) und Sara Holmer (r.)

Lerneifer und Dankbarkeit für Gastlehrer

Impressionen vom Theologischen Seminar Malawi

Im Rahmen der Partnerschaft der deutschen und malawischen Baptistenbünde hat Dr. Michael Rohde vom 30. Januar bis 8. Februar einen Intensivlehrgang am Baptistischen Theologischen Seminar Malawis unterrichtet. Hier der Bericht des Pastors der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Hannover-Walderseestraße und des ehemaligen Professors für Altes Testament an der Theologischen Hochschule Elstal (THE) über seine Zeit als Gastdozent in Lilongwe.

Am Stadtrand von Lilongwe, der Hauptstadt Malawis, liegt das Baptist Theological Seminary of Malawi (BTMS). Die Gartenanlage ist gepflegt und blüht in der aktuellen Regenzeit idyllisch. Die Lehrsäle werden von 42 Studierende mit Lerneifer gefüllt. Die Studierenden bringen sehr unterschiedliche Voraussetzungen mit; einige haben keinen richtigen Schulabschluss, andere sind sehr gebildet. Allen ist gemeinsam, dass sie eine Berufung spüren, sich hier auf einen Dienst im Reich Gottes vorzubereiten. Wer Baptistenpastor in Malawi wird, kann davon meistens keineswegs leben. In einem Gottesdienst der Mtendere Baptist Church war zu erleben, wie einmal monatlich die Gemeindemitglieder für ihren Pastor Naturalien kollektieren; diesmal waren es sechs Hühner, einige Eier, Toilettenpapier, Heizkohle und eine Kiste Cola.

Meine Intensivwoche lag direkt zu Beginn des Semesters, so dass meine Lehrveranstaltung zum Buch Jona am Montagmorgen um acht Uhr die erste Einheit im ganzen Semester war. Immer um neun Uhr trafen sich alle zum gemeinsamen Gottesdienst. Es wurde leidenschaftlich gesungen. Viele Anliegen wurden bekannt gegeben, und für jedes Anliegen wurde von vorne jemand namentlich zur Fürbitte oder zum Dank aufgerufen. Mir fiel die Ehre zuteil, die ersten beiden Predigten des Semesters zu halten und ein schriftliches Grußwort des Oberbürgermeisters der Stadt Hannover samt Geschenk zu überreichen.

Die Studiengemeinschaft war sehr aufmerksam, humorvoll und dankbar. In den Lehrveranstaltungen trauten sich die Studierenden nach einer kurzen Aufwärmphase auf meine offenen Fragen zu antworten und eigene Textbeobachtungen einzubringen. Mir war wichtig, dass sie vom Text ausgehend Anwendungsfelder in ihrer eigenen Kultur finden. So wurden die grausamen Niniviten des Jonabuches für die Studierenden zur „Kamuzufamilie“, des Clans des legendär brutalen Präsidenten Hastings Kamuz Banda, unter dessen Herrschaft Widersacher Krokodilen zum Fraß vorgeworfen wurden. Das führte zu der Frage wie es wäre, wenn Gott auch solchen Sündern die Chance zur Umkehr gäbe.

Im ersten Jahr arbeiteten wir im Grundkurs mit Texten aus dem Josua- und Richterbuch. Was mich besonders beeindruckt hat war, wie sich zwei Studentinnen mit Jael identifizieren konnten, die von Gott gebraucht worden war und deren Heldentat von Deborah besungen wird. Aktuell studieren sieben Frauen am Theologischen Seminar, obwohl es noch keine offizielle Ordination von Frauen im malawischen Baptistenbund gibt, aber eine wachsende Offenheit dafür.

An einem festlichen Abschiedsabend wurden drei theologische Lehrer und ein pensionierter Koch verabschiedet: Der Dozent für Kirchengeschichte und Studienleiter Owen Mkandawire wurde nach elf Jahren Tätigkeit für das Seminar gewürdigt. Er arbeitet künftig als Direktor eines Waisenhauses in Salima. Mkandawire war 2013 für drei Monate an der Theologischen Hochschule Elstal als Gastlehrer tätig gewesen. Sara Holmer war als Absolventin der Elstaler Hochschule für sechs Monate als Dozentin in Lilongwe und hat den Grundkurs Altes Testament geleitet. Die Studierenden würdigten sie für ihre besondere Ausdauer und Geduld. Auch meinen kurzen Aufenthalt bedachten die Gastgeber mit Geschenken und Worten, da das Seminar immer wieder von internationalen Gastlehrern profitiert. Rektor Akhim Chirwa und seine Ehefrau, die Dozentin Martha Chirwa, freuten sich „über diese inspirierende Unterstützung für die zukünftigen leitenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unseren und in anderen Kirchen“.

Im Rückblick auf die vielfältigen Begegnungen kann ich bestätigen: Das Theologische Seminar Malawi und die Theologische Hochschule Elstal haben in den letzten fünf Jahren geistlich und akademisch voneinander profitiert.

Ein Artikel von Dr. Michael Rohde