Staunen über Christus im Anderen – und in mir!

MS-Netzwerktreffen in Cuxhaven

Vom 16. bis 18. Oktober 2015 fand in Cuxhaven das diesjährige Treffen des Christlichen MS-Netzwerks mit 82 Teilnehmenden statt. Referenten waren Sabine und Joachim Gnep. Einen persönlichen Erfahrungsbericht von Andrea Wiedner lesen Sie hier.


Angeregt zum Staunen – über uns selbst und zum Entdecken von Christus im Anderen – wurden die 82 Teilnehmer des Christlichen MS-Netzwerkes bei einem gemeinsamen Wochenende im Dünenhof in Cuxhaven vom 16. bis 18. Oktober 2015 auf ermutigende und wohltuende Weise. Sabine und Joachim Gnep bereicherten als Referenten das vielseitige Programm und setzten Impulse, die nachklingen und mitgehen.

Exemplarisch verdeutlichte Pastor Joachim Gnep, Leiter des Dienstbereichs Mission im BEFG, anhand von Bibelstellen und dazu passenden, eindrücklichen Graphiken, dass Jesus Christus in uns wohnt, dass wir sein Ebenbild sind, einmalig geschaffen und bereitet – jede und jeder Einzelne. Dass wir in der Taufe ein neues Kleid, ein neues Leben mit und in ihm angezogen und begonnen haben, dass wir schon jetzt in der Kraft seiner Auferstehung leben. Dass wir Frucht nur bringen können, wenn wir in ihm bleiben. Dass ein Leben mit Christus bedeutet, Liebe zu leben und weiter zu geben. Denn daran wird die Welt erkennen, dass wir seine Nachfolger sind. Darin kann der Christus in uns entdeckt werden und nach außen scheinen. Was für den Einzelnen gilt, das trifft auch auf die Gemeinschaft der Christen, die Gemeinde, zu, die sein Leib ist. Auch in unserer Gemeinschaft als chronisch Kranke ist Christus zu finden und strahlt nach außen.

Gerade in Anbetracht der aktuellen Flüchtlingssituation, aber auch im Umgang mit Kranken, am Rand Stehenden wurde es dann herausfordernd, Christus im Fremden, Nackten, Notleidenden zu sehen. „Herr, wann haben wir dich gesehen, hungrig oder durstig, krank oder im Gefängnis?“ (vgl. Matthäus 25). Diese Frage und Jesu Antwort bringen es auf den Punkt. Denn was wir unserem „geringsten Bruder“, unseren Mitmenschen tun, das tun wir Christus! Wie oft begegnet uns Christus jeden Tag neu im Anderen! Er selber will uns begegnen und beschenken, wenn wir uns auf den Nächsten einlassen. Und er will uns ermutigen, selber Liebe zu verschenken und so Christus durch uns sichtbar zu machen. Ein Auftrag, der auch uns mit unseren Einschränkungen gilt. Natürlich ist Christus im Behinderten zu finden und scheint durch uns! Ja, kann man sogar von einem „behinderten Gott“ sprechen (Nancy L. Eiesland, The disabled God)? Jesus Christus gibt sich nach seiner Auferstehung mit seinen Wundmalen zu erkennen. Sein Auferstehungsleib trägt diese Verwundungen. Christus ist im Leidenden sichtbar! Eine starke Ermutigung!

Klar wurde dabei auch, dass es ein Prozess ist, in Christus hinein zu wachsen und dass wir nicht „perfekt“ sein müssen. In seiner Predigt im Abschlussgottesdienst mit Abendmahl, den Andrea Schneider moderierte, entfaltete Joachim Gnep, was es bedeutet, wenn Jesus in der Bergpredigt betont, dass wir vollkommen sein sollen, wie unser Vater im Himmel vollkommen ist (Matthäus 5, 48). Das heißt, zielgerichtet leben. Ein Ziel vor Augen zu haben. Nicht mehrere gleichzeitig. Nach Gottes Reich und seiner Herrlichkeit zu trachten. Das heißt, ganz, ungeteilt zu sein und zur Vollendung zu kommen. Eine entlastende Vorstellung, so vollkommen zu sein. Durch den Christus in uns, durch den Blick auf ihn.

Staunen konnten wir auch über die tollen, professionellen Porträtphotos, die von jedem angefertigt wurden und die vielen Begabungen, die in einem fröhlichen Talentschuppen deutlich wurden.

Wir haben miteinander gelacht und geweint in diesen intensiven Tagen. Einander besser kennen gelernt. Schwere Lebenssituationen mit getragen, einander Mut gemacht, froh gesungen und einfach mal unbeschwert ausgespannt und genossen. Die wohltuende Gemeinschaft ist immer wieder ein Geschenk, in der dann auch offen gesagt werden kann, wenn das eigene Lebensschiff gerade SOS funkt. Es ist wertvoll, miteinander unterwegs zu bleiben, gemeinsam die Sehnsucht nach Gott wach zu halten, zu stöhnen und zu staunen und uns auf den Christus in uns hinzuweisen!

Ein Artikel von Dr. med. Andrea Wiedner