Beim Hingehen erlebt

Offener Garten

Es ist Sonntagnachmittag. Im Garten einer Familie aus der Gemeinde versammeln sich ca. 30 Menschen, junge und alte, In- und Ausländer/innnen zum Kaffeetrinken. Die Gastgeber stellen ihren Garten zur Verfügung, Kuchen, Getränke, Stühle und Geschirr bringt jede/r selbst mit. Man kommt ungezwungen ins Gespräch. Die Aktion heißt „Offener Garten“ und findet im Sommer immer Sonntagnachmittag in der Ferienzeit statt. Gemeindemitglieder und Freunde können sich in eine Liste eintragen, die in der Gemeinde ausliegt, und dann kann kommen wer Lust hat, mal sind es nur 5, mal 20 Personen. Zugegeben, das funktioniert sicherlich eher in ländlichen Gebieten, wo jede/r sein Stück Garten oder Schrebergarten hat, aber ich finde die Idee nachahmenswert.

An diesem Sonntag komme ich ins Gespräch mit einer iranischen Familie, die geflüchtet ist. Sie sind dabei, bei uns eine neue Heimat zu finden. Die Frau spricht kaum deutsch, der Mann ein wenig und so gelingt die Kommunikation noch nicht so gut. Und doch erleben wir eine Verbundenheit. Das Ehepaar hat sich vor kurzem bei uns taufen lassen. Von den Taufzeugnissen kenne ich einen Teil ihrer Geschichte. Der Mann, der nach dem Tod seines Bruders Alkoholprobleme hatte, wurde im Iran von einem Bekannten in eine christliche Hausversammlung eingeladen. Zunächst stand er dem christlichen Glauben sehr skeptisch gegenüber, später erkannte er immer mehr die heilende und befreiende Kraft des Evangeliums. Die Frau durchlebte auf ihrer Flucht Todesängste und bekam durch ihren Mann und eine mitflüchtende christliche Familie zugesprochen, dass Gott sie begleitet. Sie erlebten Bewahrung und Führung und kamen nach vielen beschwerlichen Wegen in unsere Stadt, in unsere Gemeinde. Sie nahmen an einem Taufkurs teil und ließen sich dann taufen.

An diesem Sonntagnachmittag ist auch ihr 7 jähriger Sohn Bojan dabei. Ich sehe, dass ihm langweilig ist. Die anderen Kinder sind jünger und außerdem Mädchen. Da entdecke ich einen trockengelegten Teich, der mit Steinen angefüllt ist. Ich frage Bojan, ob er Lust hat mit Steinen etwas zu bauen. Zunächst bin ich mir unsicher, ob er mich versteht. Doch dann werde ich überrascht. Bojan spricht bereits gut deutsch und wir bauen zusammen Häuser, Torbögen und Autos aus den Steinen, unterhalten uns und haben viel Spaß miteinander.

Ein offener Garten – Offenheit füreinander und schon entsteht ein fröhliches Miteinander.

Gabriele Löding