Beim Hingehen erlebt

Wenn eine Kleinstadtgemeinde mit Flüchtlingen in Kontakt kommt

In den letzten zwei Jahren habe ich es als Gemeindepastor immer mehr mit Flüchtlingen zu tun bekommen, die aus dem Nahen Osten, aus Afrika oder den Balkanländern zu uns kommen.

Ihre Wege in die Gemeinde sind so unterschiedlich wie ihre persönlichen Geschichten. Eine der bewegendsten ist die von einer Frau aus Nordafrika, die mit ihren Kindern bei uns gelandet ist. Sie hat sich in einem muslimischen Land zu Jesus bekehrt, und ist dann als Flüchtling in einem kleinen Ort in unserer Nähe untergekommen. Dort wohnt ein Mitglied unserer Gemeinde, der gerne auf Leute zugeht. Eines Tages hatte er den Impuls diese Frau anzusprechen, ob sie Christin sei und eine Gemeinde suche. Und in der Tat: sie war schon mehrere Monate in diesem Ort und auf der Suche nach christlicher Gemeinschaft. Für sie war er ein Engel Gottes und eine Gebetserhörung!

Seit wir als Gemeinde verstärkt auf die Flüchtlinge zugehen, kommen wir vermehrt mit Menschen unserer Stadt in Kontakt, die sich auch beteiligen wollen: Eine junge Frau steigt als Helferin im Deutschkurs ein, weil sie selbst als Aussiedlerin vor Jahren erlebt hat, wie wichtig das Lernen der Sprache ist. Ein Rentner bietet an, mit seinem Privatauto zweimal in der Woche für den Transport der Flüchtlinge aus ihren Ortschaften in die Gemeinde zu sorgen, sodass sie am Deutschkurs und am Gottesdienst teilnehmen können. Jetzt bezeichnet er sich selbst als ehrenamtlicher Mitarbeiter unserer Gemeinde, obwohl er noch nie bei uns im Gottesdienst war!

Ja, es fordert uns als Gemeinde heraus, dass wir mit einem wachsenden Kreis von Menschen in Beziehung treten, die mit traumatischen Erfahrungen aus ihrer Heimat und mit ungesichertem Status in Deutschland klarkommen müssen. Aber zugleich staunen wir, wie Gott uns auf diesem Weg begleitet und auf wunderbare Weise unterstützt.

Thomas Klammt
27.03.2015