Foto: Shane McNary

Treffen der europäischen Baptisten

Zeichen der Hoffnung

Das EBF Council, die Ratstagung der Europäischen Baptistischen Föderation, fand vom 25. bis 28. September in der Nähe von Glasgow in Schottland statt. Pastor Matthias Walter berichtet.

Nein, wir haben nicht ständig über den Brexit gesprochen. Die politische Lage im Land des Ausrichters der diesjährigen Ratstagung der Europäischen Baptistischen Föderation war nicht ständig Thema. Das war im letzten Jahr anders gewesen. Da waren wir in der Ukraine, haben Berichte aus den besetzten Gebieten gehört und aus den Augenwinkeln verfolgt, wie sich die ukrainischen und russischen Delegierten begegnet sind. Unter den Baptisten hat der Brexit nicht so dramatische Folgen. Die schottischen und englischen Delegierten haben gemeinsam über die Politik geseufzt.

Sie gehörten zu den rund 170 Teilnehmern dieser Ratstagung aus 40 Ländern Europas, Zentralasiens und dem Nahen Osten, von Spanien bis Finnland, Irland bis Irak, Frankreich bis Tadschikistan. Was für eine Bandbreite! Und das nicht nur wegen der vielen Breiten- und Längengrade, die dieses Netzwerk überspannt, sondern wegen der vielen unterschiedlichen Prägungen und Lebensumstände und Frömmigkeiten.

Aus Deutschland nahmen teil: BEFG-Generalsekretär Christoph Stiba, der wieder zum Vorsitzenden des EBF-Nominierungskomitees gewählt wurde, und Joachim Gnep von der Bundesgeschäftsstelle, Samantha Mail, neu Vorsitzende des Kinder- und Jugendkomitees der EBF, und Marten Becker vom Gemeindejugendwerk, Matze Dichristin für EBM INTERNATIONAL, Michael Rohde als neuer Vorsitzender des Aufsichtsrats vom International Baptist Theological Studies Center (IBTSC) in Amsterdam und Matthias Walter im Auftrag des Vertrauensrates.

Wieder war ein Schwerpunkt die Frage nach der Religionsfreiheit. Einer der Tage war diesem Thema gewidmet. Baptistische Parlamentarier aus Schottland und Moldawien erzählten von ihren Bemühungen und Initiativen zu diesem Thema. Delegierte aus Ländern mit prekärer Menschenrechtslage erzählten von ihren Erfahrungen. Der Generalsekretär des Baptistischen Weltbundes (BWA), Elijah Brown, warnte davor, dem „Götzen“ Sicherheit die Freiheit zu opfern. Wir haben füreinander gebetet und eine Resolution zum Thema Religionsfreiheit verabschiedet, mit der wir bei offiziellen Stellen auf unser Anliegen aufmerksam machen können. Das ist eine große Hilfe gerade für kleinere Bünde in weniger demokratischen Staaten. Die zweite Resolution betrifft den Klimawandel und bekräftigt und aktualisiert eine Resolution aus dem Jahre 2008.

Samantha Mail vom GJW als neue Vorsitzende des Kinder- und Jugendkomitees

Foto: Shane McNary

Helle Liht und EBF-Generalsekretär Tony Peck

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Dr. Michael Rohde als neuer Vorsitzender des Aufsichtsrats vom IBTSC

Foto: Shane McNary

EBF-Generalsekretär Tony Peck wies uns in einer Grundsatzrede auf „signs of hope“ (Zeichen der Hoffnung) hin, die er an vielen Stellen in den Gemeinden und Bünden der EBF wahrnehme. Dazu gehörten ein neues Fragen nach lebenslangem Lernen in der Nachfolge, die Bereitschaft, um des Glaubens willen Risiken einzugehen und sich um Versöhnung und Bewahrung der Schöpfung zu bemühen.

Mit dieser Ratstagung ging ein knapp dreijähriges Programm zur Nachwuchsförderung innerhalb der EBF zu Ende. Elf junge Menschen („Transfomers“) im Alter von Ende 20 bis Anfang 30 aus der ganzen EBF haben sich während dieser Zeit immer wieder getroffen, um zu verschiedenen Themen der Leiterschaft in internationaler Perspektive geschult zu werden. Aus Deutschland war Marten Becker vom GJW dabei. Die Hoffnung ist, dass sie zur nächsten Generation derer werden, die dazu beitragen, dass der politischen und gesellschaftlichen Tendenz zu „Polarisation und Fragmentierung“, die Tony Peck beklagte, unter den Baptisten gewehrt wird und Baptisten in die Lage versetzt werden, versöhnend und integrierend in ihre Gesellschaften hineinzuwirken.

Dass das auch für Baptisten eine Herausforderung ist, zeigte das Beispiel Georgien. In dem dortigen Bund sind solche Spannungen um Fragen nach der Kirchenleitung aufgetreten, dass sich die Leitung der EBF zum ersten Mal in ihrer Geschichte genötigt sah, die Mitgliedschaft eines Mitgliedsbundes für ein Jahr ruhen zu lassen.

Alle zwei Jahre wechselt die (ehrenamtliche) Präsidentschaft innerhalb der EBF. Wir verabschiedeten Jenni Entrican aus England als Präsidentin der EBF und hießen willkommen: Meego Remmel aus Estland als neuen Präsidenten und Stefan Gisiger aus der Schweiz als neuen Vizepräsidenten.

Es wird wieder einen EBF-Kongress geben! „Mission conference“ heißt die Veranstaltung, und sie wird vom 21. bis 25. Juli 2021 in Stavanger, Norwegen, stattfinden. Es wird Platz sein für 1.700 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der ganzen EBF. Also Termin vormerken!

Das nächstjährige EBF Council soll in Russland stattfinden. Ein Ort wird noch gesucht.

Ein ausführlicherer Bericht vom EBF Council in Glasgow auf Englisch findet sich hier.

Ein Artikel von Matthias Walter