Seelsorge in Coronazeiten

Informationen und Austausch für haupt- und ehrenamtliche Seelsorger und Seelsorgerinnen

Wir befinden uns in einer gesellschaftlichen Ausnahmesituation. Gerade jetzt ist seelsorgerliche Begleitung und Ermutigung für viele Menschen wichtig. Doch die staatlich angeordnete soziale Distanz macht nicht nur viele Menschen einsam, sie erschwert auch die seelsorgerliche Begegnung. Denn Treffen im „realen Leben“ sind meist nicht mehr ohne weiteres möglich. Auf dieser Seite gibt es Hinweise, unter welchen Bedingungen und auf welche Weise trotz der Kontaktbeschränkungen Seelsorgetreffen möglich sind. Darüber hinaus lädt Jens Mankel, BEFG-Referent für Seelsorge und Beratung, zum Austausch über neue Wege in der Seelsorge ein.

Trotz Kontaktbeschränkungen: Menschen seelsorgerlich begleiten

Das Bundesinfektionsschutzgesetz gestattet Seelsorgern und Seelsorgerinnen auch den Zutritt zu Personen, die unter Quarantäne stehen, (§30, Absatz 4). Ordinierte Pastorinnen und Pastoren können mit ihrem Dienstausweis nachweisen, dass sie als Seelsorgende beauftragt sind. Ein aktuelles Informationsschreiben gibt Auskunft wie auch Ehrenamtliche und nicht ordinierte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in Zeiten von Kontaktsperren und Ausgangsverboten Menschen in existentiellen Krisensituationen seelsorgerlich begleiten können.

Pastor Ulrich Kühn, Klinikseelsorger und Theologischer Referent des Diakonischen Werkes Bethanien im Bund FeG, hat zu diesen Fragen einige hilfreiche Informationen zusammengestellt. Und unter www.covid-spiritualcare.com, einer Internetseite aus dem Kontext ev.-landeskirchlicher Seelsorgelehrender, finden sich wichtige und hilfreiche Hinweise für haupt- und ehrenamtliche Seelsorgende in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und ambulanter Palliativversorgung. Dort findet sich auch die jeweils aktuelle Fassung der Handreichung: Die Corona-Pandemie als Herausforderung für Spiritual Care.

In der ZEIT 17/2020 und auf ZEIT online findet sich ein Artikel zum Thema mit Erfahrungen und dem wichtigen Appell „Lasst die Seelsorger rein“. Und auf pro-medienmazin.de findet sich ein Artikel vom 22.04.2020 zu einem wegweisenden Urteil aus Thüringen. Denn lt. Bundesinfektionsschutzgesetz, § 30, Absatz 4 „muss“ Seelsorgenden auch „zu abgesonderten Personen […] der Zutritt unter Auferlegung der erforderlichen Verhaltensmaßregeln“ gestattet werden. Der Beschluss vom 14.04.2020 des Amtsgerichtes Altenburg als Bereitschaftsgericht für das Amtsgericht Jena (AZ 26 AR (BD) 24/20) bezieht sich zwar auf einen konkreten Antrag und Fall, ist aber im Prinzip übertragbar auf andere Situationen, in denen Seelsorgebesuche in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen nicht gestattet werden.

Austausch von Erfahrungen und Ideen

Jens Mankel, Seelsorgereferent im BEFG, lädt ein:

Wir möchten Euch als Gemeinden sowie ehren- und hauptamtlich Seelsorgende dazu ermutigen, bei den Wegen der Seelsorge kreativ zu sein und kurzfristig Neues zu wagen, Erfahrungen zu sammeln – und vor allem sie miteinander zu teilen, damit wir miteinander lernen.

Es geht  um die Neubelebung von Vertrautem wie Brief- und Telefonseelsorge, aber auch um Messenger-, Chat- oder Videotelefonseelsorge. Innerhalb der Gemeinde geht es um nachhörende Seelsorge, aber es geht auch um Angebote und Präsenz (Hotlines, Seelsorgeportale) für die Menschen innerhalb und außerhalb der Gemeinde.

Welche Ideen habt Ihr schon ausprobiert? Welche Erfahrungen gemacht? Wie können seelsorgliche Begegnungen auch online im geschützten Raum stattfinden? Welche Technik erlebt Ihr als notwendig, als hilfreich, welche nicht? Mit welchen Portalen (webex, zoom, teams, skype, …) macht Ihr welche Erfahrungen? Wie macht Ihr extern auf Seelsorgeangebote aufmerksam?

Schreibt Eure Erfahrungen und Anregungen zu diesem Thema gerne per E-Mail an mich.
Weitere Informationen zu Seelsorge & Beratung finden Sie hier

Einsendungen:

  • Daniel Schmöcker am 19.05.2020
    Unsere Gemeinde ist seit Beginn der "Corona-Krise" digital im Netz via YouTube unterwegs. Unsere Bedenken das durch die soziale Distanz der Kontakt auf der Strecke bleibt, haben sich nicht bestätigt. Viele Gemeindemitglieder genießen die Möglichkeit jetzt Zuhause, im Heim oder in Krankenhaus am Gottesdienst dabei zu sein. Sie schicken ihre Grüße direkt per Chat in den Gottesdienst. Aber auch im Kiez sind wir aktiv und unterstützen Nachbarn und Gewerbetreibende, die in der Krise in Not gekommen sind. Wir wollen ihnen nah sein. Diese Aktivitäten hat der Filmemacher Andreas Kuno Richter filmisch dokumentiert. Am So 24.05.2020 um 23.00 Uhr läuft die 30-minütige Reportage bei RTL.
  • Tamara Schenk am 31.03.2020
    - Wir zwei Pastoren und die Diakonin für Seelsorge (und natürlich auch weitere Geschwister) rufen proaktiv Menschen an. Damit wir nicht alle drei die gleiche Person kurz nacheinander anrufen, führen wir eine Liste über unsere telefonischen Kontakte.
    - Wir haben in unserem wöchentlichen Newsletter und auf unserer Website die Angebote des Gebets- und Seelsorgeteams veröffentlicht. An die internetlosen Geschwister versenden wir den Newsletter ausgedruckt per Post mit einem persönlichen Gruß.
    - Unseren Gottesdienst machen wir als Podcast. Im letzten Podcast habe ich ausführlich darüber gesprochen, dass diese Angebote gerne angenommen werden sollen. Denn auch wir machen die Erfahrung, dass selten jemand beim Seelsorgeteam anruft, aber alle froh sind, wenn sie angerufen werden. Die Hürde, irgendwo anzurufen scheint wahnsinnig groß und viele denken, dass ihre momentane Situation noch nicht schlimm genug ist, um jemand damit "die Zeit zu stehlen".
    - Aus dem Gebetsteam ist jemand am Sonntagvormittag für ein persönliches Gebet in telefonischer Bereitschaft über die Telefonnummer des Pastorenbüros verfügbar (mit Weiterleitung an den/die BeterIn).
    - Aus dem Seelsorgeteam haben unsere ehrenamtlichen SeelsorgerInnen jeweils Zeiten angegeben, in denen sie auf jeden Fall für Gespräche zur Verfügung stehen. Ansonsten nach Verabredung.
    - Wir Pastoren sind jederzeit anrufbar und wir verabreden dann ggf. einen Termin.
    - Wenn wir spontan/proaktiv nachhörende Seelsorge machen, dann per Telefon oder bei den jüngeren auch per Messenger App. Wenn ich Gespräche verabrede, dann oft auch per Skype. Aber da ich mittlerweile gefühlt alles installiert habe nutze ich das, was mein Gesprächspartner auch hat.
  • Thomas Diekmann am 27.03.2020
    - Seelsorge findet nur mit 2 Personen statt. Sind beide Personen sicher, nicht an Corona erkrankt zu sein, kann ein Seelsorgegespräche m.M.n. durchgeführt werden, wenn im Raum regelmäßig (aller 30 Minuten) gelüftet wird und der Abstand 2 – 2,5 Meter beträgt
    - Wenn Glasscheiben im Gemeindehaus als Trennwände vorhanden sind, kann auch Seelsorge durchgeführt wird, wenn jeder auf einer Seite der Glasscheibe Platz nimmt.
  • Michael Rohde (EFG Hannover-Walderseestrasse) am 27.03.2020
    Telefonseelsorge: Anrufe für alle über 70 Jahre. Wir fragen nach dem Ergehen, praktischer Hilfe, Zugang zu digitalen Medien der Gemeinde und beten gemeinsam. >> das wird sehr, sehr positiv wahrgenommen. Daraus entwickeln wir Telefonnetzwerk, um nicht nur als Team der ordinierten (5 Personen), sondern mit noch mehr Leuten auf die Länge der Zeit telefonisch für Menschen da zu sein.
    Telefonandacht: Wir haben unter einer Telefonnummer die Möglichkeit, die Andacht der Woche oder die Sonntagspredigt zu hören, ein Angebot für diejenigen, die nicht auf Homepage usw. zugreifen können.
    Briefe mit Andachten und Angeboten der Gemeinde.
    Versand des Gemeindebriefs mit einem Glasstein und einer Andacht dazu.
    Das als ersten Einblick. Nachfragen können gerne gestellt werden.
  • Andreas Güthling am 27.03.2020
    Liebe Freunde und Geschwister,
    an jedem Wochenanfang erhält jeder Freund und jedes Gemeindemitglied einen Brief des Pastors mit ermutigenden Worten und ein kurzes Eingehen auf "Aktulles". Einen weiteren Brief sendet der Pastor am Ende der Woche, dem jeweils auch ein schriftlicher Gottesdienstvorschlag mit Liedern, Texten und Predigt zum aktuellen Sonntag beiliegt, besonders gut geeignet für die Älteren Geschwister, die diesen Gottesdienst nicht im Internet verfolgen können. Diese "Botschaften" aus dem Gemeindebüro der "eigenen Gemeinde" werden sehr gern gelesen und es kommen schriftlich wie telefonisch auch Antworten zurück... (Briefseelsorge, neben der Telefonseelorge). Diese Patoren-Briefe werden auch jede Woche im Internet veröffentlicht...
    Außerdem haben wir als Gemeinde in der Stadt Berlin, in der es gestattet ist, die Kirche für eine "stille individuelle Einkehr" zu öffnen, jeweils am Mittwoch und Sonntag eine Stunde die Gemeinde für ein STILLES Kerzengebet geöffnet, bei dem man allein eine Kerze anzünden kann. Dabei kann man auch allein und auf Abstand den Pastor kurz sehen, ihm eine Nachricht mitgeben und/oder bei dringenden Fällen auf Abstand kurz sprechen. Man kann dem Pastor auch ein kurzes Gebet schicken, dann zündet er stellvertretend eine Kerze zu diesen Zeiten an und betet dieses Gebet, das -wem man möchte- anonymisiert auf einer Tafel neben den Kerzen angeheftet wird und für andere mitlesbar ist. Denkbar ist auch eine "virtuelle Gebetswand" auf unserer Internetseite, auf der diese Gebete ebenfalls einsehbar und mitbetbar sind.
    Die, die neben dem Pastor als Telefonseelsorger ausgebildet sind, sind jetzt dabei, vermehrt Geschwister und Freunde anzurufen. Hierzu werden Lasten geteilt. Das funktionuiert auch in anderen Bereichen unter den Geschwister und Freunden ohne weitere Organisation: Viele Hilfsangebote werden "automatisch" rumgemailt oder per Telefon weitergegeben...
  •  Sabine v. Krosigk am 26.03.2020
    Wir haben auf unserer Homepage auf der ersten Seite ein Angebot zur Kurzseelsorge platziert:
    Zeit für ein Gespräch!
    Momentan erleben wir eine unruhige und herausfordernde Zeit. Die Welt befindet sich wegen des Coronavirus in einem Ausnahmezustand. Dies führt zu Verunsicherungen und Ängsten.
    Ausgebildete Seelsorger*innen nehmen sich Zeit mit Ihnen zu telefonieren. Gemeinsam können wir Antworten auf Ihre Fragen finden, die Situation zu sortieren, Neues entdecken und sich von Gott überraschen lassen.
    Rufen Sie uns an!
    Name Telefon E-mail:
    Die Verantwortliche hört den AB einmal täglich ab und verteilt die Anfragen an die Mitarbeiter.
    Da es erst eine Woche läuft, können wir noch keine Erfahrungen teilen.
    • Jens Mankel am 27.03.2020
      Danke für die Info. Wie gut, dass Ihr ein Team von Seelsorger/-innen habt. Wenn Ihr Erfahrungen mit diesem Format gemacht habt, dann wäre es schön, wenn ihr die dann auch hier teil.