Foto: David Vogt

Bunt zusammenwachsen

BEFG-Gemeinden werden internationaler

Das Präsidium und die Bereichsleiter des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (BEFG) haben am 11. Januar bei einem Klausurtag die Entwicklung des Bundes im Blick auf die zunehmende Internationalität der Gemeinden sowie ihre Auswirkungen und Konsequenzen besprochen.

„Aus der ganzen Welt, aus Ost und West, aus Nord und Süd werden die Menschen in Gottes neue Welt, zu Gottes Fest kommen“, hielt Pastor Michael Lefherz eine Andacht über Lukas 13,29 und verwies auf das Mission Statement „Bunte Gemeinde“. In den letzten Jahren sind die Gemeinden des BEFG bunter geworden. Viele Ehren- und Hauptamtliche haben sich diakonisch für Geflüchtete eingesetzt und sie in den Gemeinden willkommen geheißen. Diese Entwicklung bringt auch neue Herausforderungen mit sich. In den Gemeinden wird spürbar, dass Gott uns manchmal an unsere Grenzen führt, um Vorurteile verschwinden zu lassen und neue Geschichten zu schreiben. Wie kann diese neue Geschichte aussehen? Wie kann Integration gelingen?

Mit diesen Fragen und Entwicklungen beschäftigte sich das Präsidium und die Bereichsleiterkonferenz wiederholt bei ihrem Klausurtag am 11. Januar. Thomas Klammt, Referent für Integration und Fortbildung, gab den Anwesenden einen Einblick in die gegenwärtige Situation der Bundesgemeinden: Im BEFG sind laut dem aktuellen Jahrbuch 35 internationale Gemeinden. Sie machen etwa vier Prozent des Bundes aus. Von ihnen gehören 18 zu der Internationalen Mission in Deutschland (IMD). Darüber hinaus haben viele andere Bundesgemeinden internationale Mitglieder und fremdsprachige Angebote. Das trifft auf ungefähr ein Viertel aller BEFG-Gemeinden zu. Nach Englisch sind Angebote auf Farsi (persisch) mit 20 Prozent die zweithäufigste Fremdsprache in den befragten Gemeinden. Zudem können internationale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das Pastorale Integrations- und Ausbildungsprogramm (PIAP) der Evangelisch-Freikirchlichen Akademie absolvieren. Nach zwei abgeschlossenen Kursen wurden so bereits 18 Teilnehmende ordiniert und arbeiten heute als Pastorinnen und Pastoren in den Gemeinden oder überörtlich.

Im Hinblick auf die Internationalität im BEFG stellte Thomas Klammt fest, dass die interkulturelle Gemeinschaft zunehmend auch in Gottesdiensten erlebt wird: durch Übersetzung, Beteiligung von Fremdsprachigen bei Musik, Gebet, Lesung bis hin zur Verkündigung. Sie wirke sich jedoch erst langsam auch auf die Besetzung von Leitungsaufgaben oder Anstellungen von Migrantinnen und Migranten aus. Kritisch merkt er an, dass die Kulturen des Gebens sehr verschieden sind, was sich auf die finanzielle Beteiligung der Migranten am Haushalt von Gemeinden und Bund auswirke. „Veränderung braucht Optimismus und einen langen Atem. Und auch die Bereitschaft zum Streit. Niemand hat gesagt, die Gesellschaft der Vielheit sei eine gemütliche Angelegenheit“, zitierte er den Autor Mark Terkessidis. Integration bedeute Zusammenwachsen und das sei ein Prozess.

Von seinen Erfahrungen berichtete Pastor José Malnis, Verantwortlicher für die Latinoarbeit im Landesverband Bayern: „Als Latinogemeinde wollen wir in die deutsche Gemeinde integriert sein. Gemeinsam wollen wir Gott loben und verkündigen. Dazu brauchen wir auch mehr Ausbildungsmöglichkeiten in anderen Sprachen und Mentoring-Programme.“ Auch der Iraner Omid Homayouni aus der EFG Varel, der überörtlich für den Landesverband Nordwestdeutschland arbeitet, wünschte sich ein Für- und Miteinander von der deutschsprachigen und den internationalen Teilgemeinden. Ebenso berichtete Präsidiumsmitglied Alfred Aidoo von seinen Erfahrungen. Er stammt aus Ghana und ist heute Pastor in einer deutschen Gemeinde. Scott Corwin, Pastor der International Baptist Church in Berlin-Steglitz, erzählte von dem Übergang seiner Gemeinde von einer amerikanischen Garnisonsgemeinde zu einer multi-ethnischen und multi-kulturellen Gemeinde.

Profitieren wollten die Teilnehmenden des Klausurtags auch von den Integrationsarbeiten anderer Länder. Joachim Gnep, Leiter des Dienstbereichs Mission, stellte die Erfahrungen aus Polen, Österreich und Schweden vor und was der Bund daraus lernen könne. In einer Gruppenarbeit nahmen Präsidiumsmitglieder und Bereichsleiter die verschiedenen Impulse auf und erarbeiteten Vorschläge für die konkrete Weiterarbeit: Ausbildungs- und Fortbildungsangebote, interkulturelle Beratungsmöglichkeiten und auch Programme, die gezielt die Integration von Migranten der zweiten Generation im Blick haben sollen sowie die Repräsentation internationaler Geschwister in Gremien auf den unterschiedlichen Ebenen. „Die Veränderung der letzten Jahre ist für unseren Bund eine Bereicherung “, meinte BEFG-Generalsekretär Christoph Stiba, „Integration ist dabei nicht immer einfach und schnell.“ Schritt für Schritt würden die Gemeinden „zusammenwachsen und zusammen wachsen“, sagte er. „Wir sind als Bund aus bunten Gemeinden miteinander auf dem Weg.“ Und er fügte hinzu: „Vielleicht kann das auch bei den anstehenden Präsidiumswahlen sichtbar werden, wenn aus den Landesverbänden und Gemeinden auch Personen mit Migrationshintergrund vorgeschlagen werden und kandidieren.“

Ein Artikel von Jasmin Jäger