Der „Flüchtlings-Segen“

Eindrücke von der EBF-Missionskonferenz in Elstal

„Flüchtlingskrise? Wir erleben das eher als Segen!“, sagte Pastorin Dagmar Wegener beim Besuch der Gäste aus der Europäischen Baptistischen Föderation (EBF) in der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Berlin-Schöneberg. Drei Tage lang waren 50 Missionsverantwortliche aus 20 europäischen Baptistenbünden vom 31. Mai bis 3. Juni im Bildungszentrum Elstal des BEFG zusammengekommen, um über die Flüchtlingssituation in Europa und die christliche Antwort darauf nachzudenken. In Berliner Gemeinden erhielten sie Einblicke in konkrete Projekte.

So berichtete Dagmar Wegener davon, dass die Farsi-sprachige Gruppe in der Schöneberger Gemeinde inzwischen auf über 130 Mitglieder angewachsen ist und sich die Gemeinde auf vielerlei Weise für Flüchtlinge engagiert. So erfuhren die EBF-Vertreter vom „neufugium.schöneberg“, in dem minderjährige unbegleitete Flüchtlinge Aufnahme gefunden haben. In der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde im Stadtteil Tempelhof besuchten sie dann eine Kleiderkammer, in der Flüchtlinge unbürokratisch mit Kleidung ausgestattet werden.

Zu Beginn der Konferenz gab Thomas Klammt, Referent für Integration und Migration im gastgebenden Gemeindebund, einen Überblick über die Erfahrungen im BEFG und stellte fest: „Gott hat uns auf diese Situation vorbereitet und wirkt mittendrin auf seine wunderbare Weise.“ Das Staunen über Gottes Wirken setzte sich bei den Berichten aus den anderen Ländern fort. In der Türkei gibt es nur sieben kleine Baptistengemeinden, die aber in Zusammenarbeit mit den örtlichen Behörden viele Hilfsgüter an die bedürftigsten Flüchtlinge verteilen.  In Kroatien, Serbien und Mazedonien versorgten Baptisten viele durchreisende Flüchtlinge mit dem Nötigsten. Als dort wegen der geschlossenen Grenzen kaum mehr Hilfe nötig war, reisten Helfer von „Croatian Baptist Aid“ nach Idomeni in Griechenland, um dort mitzuarbeiten. In den Ankunftsländern der Flüchtlinge in Mittel- und Nordeuropa haben sich viele Gemeinden geöffnet und werden zu Orten der Begegnung, des Friedens und der Stärkung für Menschen, die ihre Heimat hinter sich lassen mussten. „Gott tut Wunder!“ – das ist die kurze Zusammenfassung der Berichte von Walter Klimt und Cesar Sotomayor aus Österreich. „Das ist eine Bewegung, die ich so noch nie gesehen habe,“ fügte Rupen Das aus Amsterdam hinzu, der die Arbeitsgruppe für Flüchtlingsfragen in der EBF leitet: „Es gibt eine große Bewegung von Muslimen aus dem Nahen Osten , die sich für die gute Nachricht von der Liebe Gottes in Jesus Christus öffnen. Und zugleich eine Öffnung unserer Gemeinden in Europa, die dieses Wirken Gottes miterleben.“

Die Berichte aus den verschiedenen Ländern gaben den Konferenzteilnehmern viel Grund, Gott zu loben, aber auch für besondere Anliegen und Nöte zu beten, nicht zuletzt für Frieden in der Ukraine, die weiterhin unter dem Bürgerkrieg und der Trennung des Landes leidet.

Juliet Kilpin, Gemeindegründerin aus England, hatte bewegende Geschichten aus dem sogenannten „Dschungel von Calais“ (Frankreich) mitgebracht. Dort haben sich Flüchtlinge, die nach England wollen und vom französischen Staat nicht versorgt werden, in beeindruckender Weise selbst organisiert. Freiwillige aus England und Frankreich haben zur Unterstützung der Zelt- und Hüttensiedlung ihre Wohnwagen dort geparkt und setzen sich für die Versorgung der Flüchtlinge ein. „Wir ermutigen die Menschen, friedliche Lösungen zu finden. Und wir stellen fest, dass Menschen, die aus Krisengebieten geflohen sind, hervorragende Friedensstifter sind“, so Kilpin.

Nach drei intensiven Tagen vereinbarten die Teilnehmer, an der Vernetzung der Gemeinden und Bünde weiterzuarbeiten, um das Gebet füreinander und das gemeinsame Eintreten für die Menschen in Not auch in der Öffentlichkeit zu verstärken. Unter www.ebf.org/migration-crisis sind Berichte, Resolutionen und Materialien gesammelt. Die Seite soll weiter aktualisiert und ausgebaut werden.

Ein Artikel von Thomas Klammt