Die älteste baptistische Kapelle wurde 160 Jahre alt

Immer noch in Betrieb – für Konzerte, Hochzeiten, Beerdigungen

Westerstede – 160 Jahre alt wurde jetzt das älteste, noch erhaltende baptistische Gotteshaus auf dem europäischen Festland. Es steht in Felde, einem Stadtteil von Westerstede in Niedersachsen. Die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Westerstede feierte das Jubiläum mit einem großen Fest. Bis 1923 war die Kapelle in Betrieb. Seitdem trifft sich die Gemeinde Westerstede in einem Gemeindezentrum in der Stadt. Die alte Kapelle wird aber noch weiter für Sonderveranstaltungen genutzt, so für Konzerte – wegen der guten Akustik – sowie für Hochzeiten, Andachten und Beerdigungsgottesdienste. Denn auf dem Grundstück der Kapelle gibt es einen baptistischen Friedhof.

Die Feierlichkeiten begannen am 11. September in der Kapelle mit einer Abendmahlsfeier. In der Predigt ermutigte der ehemalige Pastor der Gemeinde, Ernst Bohnet, zum neuen Durchstarten im Glauben an Jesus und zur Mitarbeit in seiner Gemeinde. Für den Festgottesdienst am 12. September reichte der Platz in der Kapelle nicht aus. Deshalb wurde der Gottesdienst in ein Zelt per Video übertragen. In einem schriftlichen Grußwort hob Generalsekretärin Regina Claas (Elstal) die bewundernswerte Solidarität der Baptisten in Nordwestdeutschland hervor, die 1850 zum Bau des „Bethauses“ geführt hatte. Die Festpredigt hielt der in Westerstede geborene und aufgewachsene Pastor i.R. Wilfried Bohlen (Leichlingen), der viele Jahre als Referent in der Heimatmission und dann als Leiter des Dienstbereichs Mission tätig war. Er erläuterte, dass Jesus das Tor aufgestoßen habe zum Leben. Und deshalb können wir gemeinsam leben, Gemeinde bauen und Menschen zum Glauben einladen. Das Fest endete mit einem geschichtlichen Vortrag von Pastor Gregor Helms (Jever)  zum Leben und Wirken des Gemeindegründers Frerich Bohlken und zur Kapelle.

Die Kapelle ist das erste baptistische Gotteshaus in Deutschland überhaupt. Es war am 29. September 1850 offiziell eingeweiht worden. Zwar gab es zu diesem Zeitpunkt bereits zwei baptistische Versammlungshäuser.
Doch in Hamburg wurde ab 1847 ein umfunktionierter Speicher als Versammlungsstätte genutzt. Und in Berlin war das von den Baptisten ab 1848 genutzte Haus von den Behörden nur als Wohnhaus genehmigt worden. Das Backsteingebäude in Felde ist dagegen ein freistehender und von den Behörden als solcher auch genehmigter Kirchenbau. Der Verleger und Begründer des Baptismus in Europa, Johann Gerhard Oncken (1800-1884), hatte sich persönlich für den Bau ausgesprochen.

Ein Artikel von Klaus Rösler