Einsatz für ein Leben ohne Angst und Gewalt

Ziele und aktuelle Projekte des Netzwerks gegen Menschenhandel

Menschenhandel ist eine moderne Form der Sklaverei, bei der Menschen zum Beispiel sexuell ausgebeutet werden oder Zwangsarbeit leisten müssen. Dagegen engagiert sich das Netzwerk gegen Menschenhandel. Die Projektmitarbeiterinnen Shannon von Scheele und Anika Schönhoff informieren in ihrem persönlichen Bericht über Ziele und aktuelle Projekte des Netzwerks, das eine Einrichtung in Bekenntnisgemeinschaft mit dem BEFG ist.

Wer sich mit dem Thema befasst merkt schnell, welch erschreckende Ausmaße der Menschenhandel hat. Da verliert man rasch den Überblick und fragt sich, wo man eigentlich anfangen soll. Das Wichtigste ist für uns, kleine Schritte zu gehen und groß zu denken. Wir vom Netzwerk gegen Menschenhandel versuchen dort anzusetzen, wo es anfangen sollte: bei Kindern und Jugendlichen. Unser Präventionsprogramm Liebe ohne Zwang soll Jugendliche vor der Gefahr durch „Loverboys“ warnen und Schutzmaßnahmen aufzeigen, damit Mädchen aber auch Jungen sich davor schützten lernen, ausgebeutet zu werden und in ungesunde Beziehungen hineinzugeraten. Unsere Referenten konnten 2015 im Rahmen des Programms 1.900 Schülerinnen und Schüler erreichen. Wer Interesse daran hat, Jugendliche über Menschenhandel in Deutschland aufzuklären, ist herzlich zu unserer nächsten Schulung im April in Hagen eingeladen.

Neben diesem eigenen Programm unterstützt das Netzwerk auch andere Organisationen und Privatpersonen, die sich mit dem Thema Menschenhandel befassen. Zuletzt haben wir zum Beispiel die christliche Organisation „Bridge of Hope” unterstützt, die in Indien unter den Ärmsten der Armen arbeitet. Junge Frauen erhalten durch diese Arbeit eine Ausbildung und einen Schulabschluss, damit sie nicht in die Fänge von Menschenhändlern geraten.

Mit dem Netzwerk wollen wir Hilfe leisten: Als Menschen, die in Sicherheit und gut versorgt leben dürfen, wollen wir alles tun, damit auch andere Menschen ohne Angst und Gewalt leben können.

Von diesem Anliegen beseelt hat uns eine Rede der Holocaust-Überlebenden Ruth Klüger besonders angesprochen. Klüger sprach am 27. Januar im Bundestag anlässlich des Holocaust-Gedenktages. Klüger, die Ausschwitz und Zwangsarbeit überlebt hat, ging auch auf Zwangsprostitution ein, die es damals in den Lagern gab: „Frauen mussten im 20-Minuten Takt Männer bedienen.“ Solch eine „Arbeit“ suche sich niemand freiwillig aus, so Klüger.

Sexuelle Zwangsarbeit ist erniedrigend, ja sogar gefährlich und auch heute noch für zu viele Frauen in Deutschland Realität. Das Netzwerk gegen Menschenhandel setzt sich für Betroffene der Zwangsprostitution ein und ruft dazu auf, die Stimme zu erheben und den Entwurf des neuen Prostituiertenschutzgesetzes zu kommentieren. Betrübt verfolgten wir Ende November, dass der Entwurf des neuen Gesetzes nicht ausreichend ist, um tausende Frauen vor einem Elend in der Zwangsprostitution zu schützen.

Der Dachverband „Gemeinsam gegen Menschenhandel“, zu dem das Netzwerk gegen Menschenhandel gehört, hat eine Briefaktion gestartet. Das Netzwerk gegen Menschenhandel lädt dazu ein, sich daran zu beteiligen und Bundestagsabgeordnete aus den Wahlkreisen anzuschreiben. So soll öffentlicher Druck auf das Ministerium aufgebaut werden, um ein Mindestmaß an Schutz für die Zwangsprostituierten durchzusetzen. Alle weiteren Informationen zur Briefaktion gibt es auf der Internetseite von „Gemeinsam gegen Menschenhandel“.

Ein Artikel von Shannon von Scheele und Anika Schönhoff