Gaby Löding beim Motivationstag Diakonie

Gebt ihr ihnen zu essen!

Diakonie-Motivationstag des Landesverbandes Norddeutschland in Neu-Wulmstorf

 

Gaby LödingDiakonie – was uns bewegt und stärkt

„Gebt ihr ihnen zu essen,“ knüpfte Pastor Reinhard Dorra als Gastgeber des diesjährigen Motivationstages am 07.11.2009 in Neu-Wulmstorf an die Speisung der Fünftausend (Mk 6, 30ff) an. Fünftausend Männer waren zwar nicht in die Kreuzkirche gekommen, aber etwa fünfzig Gäste von nah und fern und vielleicht zwanzig Neu Wulmstorfer beschäftigten sich einen Tag lang engagiert mit dem Thema der gemeindenahen Diakonie. In seiner Andacht erinnerte Dorra an den Unwillen der Jünger, sich nach einer „langen Predigt“ auch noch mit den materiellen Bedürfnissen der Menschen auseinanderzusetzen. „Wie sie neigen auch wir dazu, uns die Probleme möglichst vom Halse zu schaffen, wissen wir doch, was geht und was nicht. Jesus dagegen mutet uns das scheinbar Undurchführbare zu – und das Wunder geschieht: Jesus gibt durch seine Jünger; er übt absichtslose Barmherzigkeit, ohne den Nutzen zu kalkulieren.“

Daran konnte Gaby Löding (Lüneburg), Referentin unseres Bundes für diakonischen Gemeindeaufbau, in ihrem Grundsatzreferat nahtlos anknüpfen. „Diakonisches Handeln ist gelebtes Evangelium.“ Insbesondere die Armen und Alten gerieten mehr und mehr in das Blickfeld einer Diakonie, die den Hilfsbedürftigen nicht von oben herab, sondern auf Augenhöhe begegne. Inzwischen gelte jeder vierte Deutsche als arm. Nur mit Gottes Hilfe könne man dieser wachsenden Herausforderung wirksam begegnen; jede Selbstüberschätzung dagegen sei fehl am Platze. „Ein Mensch sagt (und ist stolz darauf): ‚ich geh’ in meinen Pflichten auf!’ Doch bald darauf, nicht mehr so munter, geht er in seinen Pflichten unter!" (Eugen Roth) Sinnvoll werde diakonisches Handeln nur im Bewusstsein der eigenen Grenzen und in der Zuwendung zum Einzelnen.

In der Aussprache wandte sich Pastor Kai-Uwe Marquard (Stade) gegen eine aus seiner Sicht unterschwellige Abwertung der Evangelisation zugunsten der Diakonie; das Evangelium sei gerade im Gegenüber zu säkularen sozialen Einrichtungen einzigartig und unverzichtbar. In der folgenden Diskussion wurde die Zusammengehörigkeit von Wort und Tat unterstrichen.

Ulrike Voigt (Hagen) berichtete aus ihrer über zwanzigjährigen Erfahrung mit gemeindenaher Diakonie. Ein diakonischer Arbeitskreis begleite Gemeindemitglieder und Freunde „von der Wiege bis zur Bahre“ unter der Überschrift „Gemeinsam sind wir stark!“ Voraussetzungen für das Gelingen eines solchen Angebotes seien neben einem verantwortlichen Leiter vor allem Mitarbeiter mit Herz und die Unterstützung durch Gemeindeleitung und Hauptamtliche. Weitere Beispiele diakonischer Aktivitäten aus dem norddeutschen Raum rundeten das Bild ab: die „Kinderinsel“ in Mölln (ein Betreuungsangebot für 3-6jährige), ein Deutschkurs für Migrantinnen (Neu Wulmstorf), verschiedene Winterspielplatzangebote (Kiel, Buchholz) und die aktive Mitarbeit der Gemeinde in einer lokalen Tafelarbeit (Lübeck) boten Denkanstöße für eigene eigene Projektideen. In der anschließenden Gruppenarbeit wurden diese Modelle weiter vorgestellt, aber auch die Frage erörtert, wie eine Gemeinde „ihr“ diakonisches Projekt findet.

 „Gebt ihr ihnen zu essen“ – die Neu Wulmstorfer ließen es nicht mit bloßen Worten bewenden, sondern zauberten mit Hilfe eines befreundeten Koches ein richtiges Buffet auf die Tische. Freundliche Mitarbeiter sowie helle und freundliche Räume vermittelten den Gästen das Gefühl des Will kommenseins und zugleich eine ganz handfeste Stärkung! Und auch für die nötigen Vitamine war gesorgt – den ganzen Tag über leitete die Musikgruppe „Hohes C“ die Versammlung unter der Leitung von Jens Klassen zum Lob Gottes an, des „Vaters der Waisen und Helfers der Witwen.“ (Ps 68,6)

 Hans Kolthoff

Ein Artikel von Hans Kolthoff