Gott blickt voll Liebe auf diese Welt

Ein Wort zur Passions- und Osterzeit

In der Passionszeit halten wir inne. Das Leiden und Sterben unseres Herrn Jesus Christus bringt uns auch das Leid in aller Welt näher. „Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ (Johannes 3,16) Wir können die Passion Christi nicht bedenken, ohne dahin zu blicken, wofür Christus gelitten hat. Gott blickte damals und er blickt heute voll leidenschaftlicher und leidensbereiter Liebe auf diese Welt. Auf uns Menschen, die sich gegenseitig Leid zufügen. Zurzeit gehen die Bilder von einem Giftgasanschlag in Syrien durch die Medien. Unfassbar. Unmenschlich. Wie können Menschen so etwas tun? Und es ist nur ein Beispiel von unzähligen. Sind wir machtlos? Müssen wir das alles so hinnehmen, weil wir doch nichts ändern können? Ist die Liebe Gottes am Ende doch ohnmächtig?

Ostern werden wir daran erinnert, dass der Tod nicht das letzte Wort haben wird; und auch nicht das Leid und der Schmerz und die Schreie der Opfer. Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen. Denn Christus spricht: „Siehe, ich mache alles neu!“ (Offenbarung 21,4f.) Wir haben eine feste Hoffnung und einen Trost für diese Welt. Deshalb legen wir unsere Hände nicht in den Schoß, sondern wenden uns in Jesu Namen dieser Welt zu, wo wir es können. In unserem Umfeld geben wir erfüllt von dieser Hoffnung die Liebe Gottes weiter. Wir packen mit an, wo Not gewendet werden kann. Wir erheben unsere Stimme gegen Unrecht und Gewalt in all ihren Ausprägungen. Leidenschaftlich und leidensbereit wie unser Herr. In dem Bewusstsein, dass der Tag noch nicht da ist, an dem die Erlösung von allem Bösen sich durchgesetzt hat. Aber Ostern ist nicht nur ein kirchliches Fest, es ist eine Lebenshaltung. Österliches Leben ist ein Leben und Handeln in dieser Welt mit der festen Zuversicht, dass Gott sie zu einem guten Ende führt. Wir befinden uns auf diesem Weg. Das ist es, was wir in unseren Gemeinden und in dieser Welt brauchen. Menschen, die das ernst nehmen, was Jesus seine Jünger gelehrt hat.

Ich träume davon und lade dazu ein, dass wir uns in unseren Gemeinden in einem Gebet verbinden. Deshalb rege ich an, dass das folgende Gebet in der Gestaltung der Ostergottesdienste einen Platz findet. Denn Gott hört Gebete.

Wir bitten für unsere Gemeinde und die ganze Kirche Christi in unserer Zeit:

Lass uns alle erleben,
dass der Auferstandene sich auch heute nicht fernhalten lässt
durch Türen, die wir selbst verschlossen halten

aus Furcht vor den Mächten, die wir fürchten –
und denen wir uns zugleich unterwerfen:

dem Mammon, dem Feind der Gerechtigkeit
der Gewalt, die doch keinen Frieden bringt
der Gier, die die Schöpfung zugrunde richtet
der Angst vor denen, die uns fremd sind,
obwohl du ihre Herzen kennst,
so wie unsere.

Schenke uns allen heute und morgen die neue Begegnung mit dem,
dessen Namen wir tragen,
damit wir unseres Glaubens wieder froh werden,
und uns als Botinnen und Boten deiner guten Nachricht
wieder nach draußen wagen,
in unserer Nachbarschaft
und überall, wo Menschen das Leben bestehen müssen.

(ein Gebet von Brot für die Welt)

Ein Artikel von Christoph Stiba