Gott meint es gut

Psychotherapie und Seelsorge in einer digitalisierten Welt

Der 10. Internationale Kongress der Akademie für Psychotherapie und Seelsorge (APS) fand vom 5. bis 8. Juni in Würzburg statt. Die 850 Teilnehmenden beschäftigten sich mit den Bedingungen für den psychotherapeutischen und seelsorgerlichen Umgang mit Patienten in einer digitalisierten Welt.

„Als Christen können wir den digitalen Veränderungen mit Gelassenheit begegnen. Auch die digitalen Werke enden in der analogen Leiblichkeit,“ meinte Jens Mankel am Ende des 10. Kongresses der Akademie für Psychotherapie und Seelsorge. Der Referent der Evangelisch-Freikirchlichen Akademie Elstal war begeistert: „Ich habe tieferen Einblick in die Digitalisierungsprozesse bekommen.“ In über 100 Vorträgen und Seminaren hatten Fachleute Gefahren und Chancen der Digitalisierung diskutiert. Zehn Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren unter 30 Jahre alt.

Unter den baptistischen Teilnehmenden waren Cornelia Nikesch, Jürgen Tischler und Prof. Dr. Andrea Klimt. Cornelia Nikesch, die langjährige Mitarbeiterin des Frauenwerkes war bereits zum dritten Mal dabei. Für sie ist tröstlich, „dass Maschinen nicht mehr können als Gott“. Tischler, der im Landesverband Niedersachsen-Ostwestfalen-Sachsen-Anhalt Gemeinden berät, ist überzeugt, „dass das Thema eine entscheidende Revolution behandelt, die unsere Gemeinden herausfordert.“ Und die Professorin für Praktische Theologie Dr. Andrea Klimt war beeindruckt: „Das war eine kurze kompakte Form von Fortbildung!“

Prof. Dr. Wolfgang Stock und der Experte für Fragen der Internetsucht Eberhard Freitag reflektierten die Praxis. Der Kommunikationsberater Stock bedauerte die wachsende Uninformiertheit vieler Menschen, trotz oder wegen einer immer mehr zunehmenden Informationsflut. Er hielt sich jedoch nicht mit dem Bedauern auf. Nicht jeder liebe Veränderungen und doch sei die Gegenwart von rasanten Veränderungsprozessen geprägt.

Theologische Impulse kamen von Prof. Dr. Matthias Clausen aus Marburg und von Dr. Mihamm Kim-Rauchholz, Professorin an der Internationalen Hochschule in Bad Liebenzell. Sie eröffnete die Tage mit Andachten, die aufmerksame Zuhörer fanden. Ein allgemeiner Gottesglaube sei ambivalent, weil er offenlässt, ob man diesen Gott fürchten oder lieben muss. Entscheidend ist daher die Offenbarung Gottes in Jesus Christus. In ihm wird eindeutig sichtbar, dass Gott vertrauenswürdig und den Menschen gut gesonnen ist. Sie betonte, dass in einer sich rapid wandelnden Welt gilt, was Paulus im Römerbrief formulierte: „Ich bin gewiss, dass nichts uns scheiden kann von der Liebe Gottes.“

Michael Borkowski, selbst Referent beim Kongress äußerte sich dankbar über den Kongress, der „Fürsorge durch Gottes Wort und eine dichte menschenfreundliche Atmosphäre“ miteinander verbindet. „Der Kontakt mit vielen Kolleginnen und Kollegen tut einfach gut.“

Für viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer war ein Konzert mit Dieter Falk ein besonderer Leckerbissen. Am Flügel begeisterte er mit klassischen und modernen Kirchenliedern, teils improvisiert, ausgewählt auf Zuruf der Besucherinnen und Besucher. Man spürte, dass er seine ersten musikalischen Schritte in einer Freien evangelischen Gemeinde gemacht hatte. „Wie bei einem Familientreffen“ empfand jemand den Abend.

Am Rande des Kongresses hatte eine Gruppe von 170 Demonstranten aus dem Spektrum der linksalternativen Szene gegen den Kongress protestiert. Sie vermuteten fundamentalistische und homophobe Ziele dieses Kongresses. Von Seiten der APS und der Teilnehmenden wurde mit Unverständnis und Bedauern auf diese Gleichsetzung von christlichen Werten und diskriminierenden Einstellungen reagiert. Die APS versteht sich als Gesprächsplattform für christliche Therapeutinnen und Seelsorger aller Konfessionen und sieht eine ihrer wichtigsten Aufgaben gerade darin, Toleranz und gegenseitiges Verständnis zu fördern.

Dr. Martin Grabe, der Vorsitzende der Akademie für Psychotherapie und Seelsorge, rief die Teilnehmenden in seinem Schlusswort auf, ohne Angst die Möglichkeiten der Digitalisierung zu nutzen, ihr gleichzeitig angemessene Grenzen zu setzen und mit Gottvertrauen in die Zukunft zu gehen.

Der nächste Kongress findet 2021 statt.

Ein Artikel von Frank Fornaçon