Guckt über den Tellerrand!

Wochenendseminar des Christlichen MS-Netzwerkes

Ein intensives und ermutigendes Wochenende haben 75 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Christlichen MS-Netzwerkes vom 18. bis 20. Oktober im optimal barrierefreien Dünenhof in Cuxhaven erlebt. Ein persönlicher Bericht von Dr. Andrea Wiedner.

„Es war eine Zeit, die ich einfach genießen konnte mit der Gemeinschaft, den stärkenden Impulsen und der guten Verpflegung“, so das Fazit einer Teilnehmerin. „Das Thema ‚Über den Tellerrand geguckt‘ tat mir so gut“, war ein weiterer Kommentar. Das Referentenehepaar, die Pastoren Heike Beiderbeck-Haus und Christoph Haus, halfen bei diesem Blick über den Tellerrand. Christoph Haus, der Generalsekretär von EBM INTERNATIONAL, nahm uns mit hinein in seine Begegnungen mit Menschen in Afrika, Lateinamerika und Indien. Er zeigte uns, wie Menschen in anderen Kulturen ihren Glauben leben, wie sie trotz schwerer Lebensbedingungen froh und lebendig Gottesdienst feiern, in Armut und Problemen eine große Gelassenheit ausstrahlen, voll Gottvertrauen sind und eine ansteckende Freude und Hoffnung haben. Selbstverständlich werde das Wenige, das zur Verfügung steht, geteilt, wie zum Beispiel bei der Versorgung von Flüchtlingen oder bei der täglichen Ausgabe von einem Ei und einem Glas Milch an Straßenkinder. Kleine Beiträge, die doch einen entscheidenden Unterschied machen und positiv und verändernd in die Gesellschaft hinein wirken. Genauso natürlich und selbstverständlich werde vom eigenen Glauben an Jesus Christus erzählt, in die Gemeinden und Gottesdienste eingeladen. Sogar in Minderheitssituationen wie in Indien, wo der christliche Glaube unterdrückt werde, werden Gottesdienste und Predigten per Lautsprecher außerhalb des Gemeindegebäudes übertragen. So wie es die Hindus und Muslime eben auch tun. Man verstecke sich nicht.

Interessante und herausfordernde Einblicke! Dabei gelte es nicht, die Art, den Glauben zu leben, einfach zu kopieren, sondern zu verstehen, was im Kern dahinter stecke, um die eigenen Konsequenzen zu ziehen. Dazu ermutigte uns Christoph Haus gerade auch mit den Einschränkungen einer chronischen Erkrankung. Der Glaube an Jesus Christus weite den Blick, sehe auch den anderen, gebe Hoffnung und Mut, das eigene Wenige einzubringen, aus dem ein großer Segen wachsen könne. „Keiner hat alles, niemand hat nichts, jeder hat etwas.“ Dieses Zitat aus Indien zog sich auch ermutigend durch den abschließenden Gottesdienst über den Bibeltext der Brotvermehrung aus Johannes 6. Jesus habe seine Jünger bei der Speisung der 5000 bewusst mit einbezogen, in dem sie ihren Beitrag leisten sollten, der zugegebenermaßen winzig war. Im Vertrauen auf Gott, der sich in der eigenen Glaubensgeschichte schon als mächtiger Helfer und Retter gezeigt habe, und durch sein wunderbares Eingreifen wurden alle satt. Und so teilten wir in der gemeinsamen Feier des Abendmahls auch Brot und Wein und konnten Segensworte empfangen. Eine intensive Gemeinschaft, in der Christus spürbar anwesend war.

Über den Tellerrand schauen konnten wir aber auch im Ausprobieren und Entdecken von Neuem. Heike Beiderbeck-Haus bot einen Workshop „Praying in Color“ an, eine malerische Form des Gebetes. In einer spielerisch-meditativen Art konnten wir zur Stille und ins Gespräch mit Gott finden, unser Gebet in Farben ausdrücken und so sichtbar machen. Eine wertvolle Erfahrung für alle, die sich darauf eingelassen haben. Auch das von Heike Beiderbeck-Haus geleitete Abendgebet, „das Gebet der liebenden Aufmerksamkeit“, brachte uns mit einer eher ungewohnten jesuitischen Liturgie in Berührung, die dazu verhalf, den Tag zu überdenken und an Gott mit allem Erlebten abzugeben.

Ein besonderer „Leckerbissen“ war der locker-musikalische Lese-Abend mit einem kleinen Revival der Band „Munterholl’n“. Leicht und locker und doch mit Tiefe und Inhalt in den Liedtexten und passenden Anekdoten, Geschichten und Gedichten, die schmunzeln ließen, herausforderten und berührten.

Dankbar blicken wir auf ein bereicherndes Wochenende zurück, das uns den Horizont geweitet hat, uns durch Gottes Nähe und Gegenwart beschenkt hat und uns mit neuer Kraft, Freude und Hoffnung in den Alltag zurückkehren lässt.                           

Ein Artikel von Dr. Andrea Wiedner