Hingehen und Gottes Handeln erleben

Impulstag Missionale Gemeinde

Am 11. Februar fand in der Christuskirche in Hamburg-Altona ein Impulstag des Dienstbereichs Mission statt. Über 70 Menschen aus mehr als 16 Gemeinden nutzten das Angebot, um eine Reihe von Anregungen zu missionaler Gemeindearbeit zu bekommen. Dabei war das Eigenschaftswort „missional“ vielen Anwesenden zu Beginn nicht sehr vertraut. Im Laufe des Tages wurde allerdings klar, dass damit das Handelns Gottes in der Welt betont wird, wogegen das Wort „missionarisch“ vor allem die Aktivität einer Gemeinde beschreibt.

Mit einer biblischen Betrachtung zum Ort der Berufung des Mose (2. Mose 3, 1ff) nahm Diakonie-Referentin Gaby Löding die Anwesenden mit hinein in das verortbare Wirken Gottes im „Hier und Jetzt“: bei Mose am brennenden Dornbusch, wie in unserem Alltag heute. Die Nähe Gottes erfordert es manchmal auch an unerwarteten Orten, die Schuhe auszuziehen und über Gottes Nähe zu staunen.

Im Mittelpunkt des Impulstages stand der Gedanke, der auch Motto des Dienstbereichs Mission ist: „Wir gehen hin...“ „Hingehen“ heißt hier, die Bedürfnisse der Menschen „vor Ort“ wahrzunehmen und ihnen in ihrem eigenen Lebensumfeld zu begegnen. Das Hingehen hilft dabei, heilige Orte im Alltag zu entdecken, an denen Gott bereits am Werk ist. Beim Hingehen können auch eigene Vorstellungen davon überprüft werden, wie, wo und durch wen Gott in unserem Alltag wirkt.

Ungewöhnliche und eindrückliche Beispiele dafür reflektierten auch André Peter und Joachim Gnep in ihrem Erlebnisbericht von einer Studienfahrt zu den „Fresh Expressions of Church“ (frische Ausdrucksformen von Kirche) im Großraum London, die sie im vergangenen Jahr mit der Evangelisch-Freikirchlichen Akademie Elstal durchgeführt haben. Ob die Hausgemeinschaft rund um den Pizzaofen bei der „Church from scratch“, bei der sozial ausgegrenzte Menschen Gemeinschaft und Zugehörigkeit erleben können, die Bierdeckelseelsorge oder die Gebetspinnwand im Pub des „Light project“, die Kneipenbesuchern einen unerwarteten Kontakt zu Gott bieten, oder der „Saferoom“ für Opfer von Menschenhandel im Projekt „Kahaila“, der das Wort von Gottes Zuwendung für Menschen in Not „greifbar“ macht. All diesen Projekten ist gemeinsam, dass Christen aufgehört haben, auf Besucher in ihren Kirchen zu warten und stattdessen losgegangen sind, um sich vor Ort von Gott gebrauchen zu lassen.

Unter der Überschrift „Den Kontext erkunden“ wurden verschiedene Methoden der Kontextanalyse im Blick auf das private wie auch das Gemeindeumfeld vorgestellt und von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern erprobt und diskutiert.  

Eine Gruppe unternahm für mehrere Stunden sogenannte „Straßenexerzitien“: Jörg Milla, einer der Teilnehmenden berichtet, was er dabei erlebt hat:
 
„Auf dem Impulstag zum Thema ‚Missionale Gemeinde‘ nutzte ich das Angebot, Straßenexerzitien kennenzulernen. ‚Geistliche Übungen auf der Straße‘ war meine Übersetzung, und ich konnte mir darunter absolut nichts vorstellen. Geistliche Übungen, also aktiv etwas zu tun, war hier aber gar nicht gefordert, sondern es ging darum, sich von Gott beschenken und inspirieren zu lassen. Für mich als kopfgesteuerter Mensch war es eine Herausforderung, ohne Ziel und Aufgabe einfach durch die Straßen Altonas zu spazieren. Schon nach den ersten Metern bemerkte ich eine Veränderung in mir. Ich spürte eine Entschleunigung und eine viel größere Achtsamkeit auf meine Umwelt. Menschen und Gebäude sprangen mir ins Auge und ich entdeckte viel mehr Details als sonst. Gott führte mich und ich ließ es zu. Ein Impuls, durch ein venezolanisches Restaurant hervorgerufen, erinnerte mich an unseren Gastsohn Andrés. In einem Buchladen erwarb ich das Buch ‚Mein Leben ohne Limits‘ von Nick Vujicic auf Spanisch und es trieb mich immer weiter in Richtung St. Pauli. Irgendwann stand ich dann vor Andrés‘ Wohnung und er war tatsächlich auch zuhause. Er war total überrascht, mich zu sehen, und ich schenkte ihm das Buch. Wir tauschten uns kurz aus und ich fühlte mich in diesem Moment als ein Bote Gottes. Das Buch ist ein weiterer Samen Gottes im Leben von Andrés. Zurückgekehrt zum Impulstag tauschten wir unsere Erfahrungen aus. Jetzt begriff ich: Gott hat mich heute durch diese positive Erfahrung beschenkt. Ich habe losgelassen und mich von Gott führen lassen und dabei mir und anderen Menschen Gutes getan. So wunderbar ist unser Gott.“

Am Ende des Tages standen Sendung und Segen und die Erinnerung an die Leidenschaft Gottes, sich den Menschen zuzuwenden und mit ihnen das Leben zu teilen. Das lohnt es zu teilen, oder?

Ein Artikel von Christopher Rinke