Forum Strukturen

Foto: David Vogt

Kinderschutz, Frieden, Generationengemeinde, Strukturen

Foren: Vertiefende Diskussionen auf der Bundesratstagung

Zu vertiefenden Diskussionen bestimmter Themen in kleinerem Rahmen eignen sich die Foren auf der Bundesratstagung besonders gut. Die Foren haben Antragsrecht und dienen laut Geschäftsordnung des Bundesrats der Vorbereitung von Entscheidungen und der Beratung von Grundsatzfragen.

Das Forum zum Thema Sichere Gemeinde beschäftigte sich mit den gemeinsamen Standards für die Mitarbeit, die es seit 2017 in allen Gemeindejugendwerken (GJWs) gibt. Dies werde als sehr hilfreich empfunden, denn, so GJW-Referent Jason Querner: „Das schafft Klarheit für unsere Mitarbeitenden, für Eltern und Teilnehmende, und wir können als Träger der freien Jugendhilfe auch dem Jugendamt darlegen, wie wir den Kinderschutz sicherstellen.“ Da ein Großteil der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen aber vor Ort in den Gemeinden geschehe, wünschten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Forums, dass auch die Gemeinden sich diese Standards zu eigen machen, und kündigten an, im nächsten Jahr einen entsprechenden Antrag in den Bundesrat einzubringen. Zudem wurden die Gemeinden ermutigt, sich mit dem Thema Sichere Gemeinde auseinanderzusetzen. Ein entsprechendes Begleitheft kann auf der Internetseite des GJWs heruntergeladen werden.

Am Gesprächsforum „Gefährdeter Frieden – tragfähige Perspektiven: Inspiriert leben als Friedensstifter“ nahmen der Friedensforscher Prof. Dr. Fernando Enns, die Geschäftsführerin von Micha Deutschland, Stefanie Linner, und Vertreter des Arbeitskreises „Evangelium und gesellschaftliche Verantwortung“ teil. Gemeinsam mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern diskutierten sie darüber, ob es Situationen in der Welt gibt, die Gewalt erfordern, und wie Gemeinden und Einzelne friedensstiftend in die Gesellschaft hineinwirken könnten. Als Praxisbeispiel wurde eine Aktion der EFG Hamm vorgestellt, die sich dafür eingesetzt hat, dass ein Demonstrationszug von Rechtsradikalen nicht mehr an ihrem Gemeindehaus vorbeiführt. Dies hatte zur Folge, dass die Gemeinde nun mit vielen Akteuren vor Ort vernetzt sei, die sich gegen Rechtsextremismus einsetzen.

Im Forum „Inspiriert leben in einer Gemeinde mit allen Generationen – Vision und Wirklichkeit“ tauschten sich rund 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer darüber aus, wie sie die Generationengemeinschaft in ihren Gemeinden erleben. Prof. Dr. Andrea Klimt von der Theologischen Hochschule Elstal formulierte in einem Impulsreferat ihre Vision von einer Gemeinde mit allen Generationen so: „In und durch Christus miteinander verbunden, nimmt die Gemeinde ihre Aufgabe wahr, Kontrastgesellschaft zu sein und integriert Unterschiede von Alt und Jung und weit darüber hinaus“, so Klimt. „Sie schafft Raum für alle Menschen und beteiligt alle an Entscheidungsprozessen. Gemeinde mit allen Generationen fördert ihre Stärken und nutzt Konflikte zu einem fairen Miteinander. Gemeinde mit allen Generationen verbringt viel Zeit miteinander und setzt sich gemeinsam für wichtige Anliegen unserer Gesellschaft ein.“ Außerdem wurde das neue Figurentheater des Fachbereichs Familie und Generationen vorgestellt. Dabei handelt es sich um 30 Zentimeter große Stabpuppen, die unter Anleitung selbst angefertigt werden und vielfältig in der Gemeindearbeit eingesetzt werden können.

Mit 247 Personen sehr gut besucht war auch das Forum zu den Strukturen des Bundes. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer überlegten gemeinsam, wo die Stärken und Schwächen der derzeitigen Verknüpfung von Bund, Landesverbänden und Gemeinden liegen und ob und wie diese Zusammenarbeit neu organisiert werden kann. Denn, so formuliert es BEFG-Präsident Michael Noss: „Es gehört zu den alten Weisheiten und auch zur Geschichte unseres Bundes, dass eine Struktur dem Leben dienen muss und nicht umgekehrt das Leben die Struktur bedient. Deshalb müssen Strukturen auch immer wieder auf den Prüfstand und sich fragen lassen, ob sie noch tragen oder ob sich das Leben nicht längst andere Wege gesucht hat und über den strukturellen Rahmen hinausgewachsen ist.“ Die Ergebnisse des Gesprächs im Forum werden nun gesammelt und in die Weiterarbeit an diesen Fragen eingebracht.

Ein Artikel von Julia Grundmann