Foto: Jaap Dijkstra

Liebet einander

Europäische Baptistische Frauenkonferenz in der Ukraine

 „Love one another“ (Liebet einander) – das war das Thema der Europäischen Baptistischen Frauenkonferenz, die vom 20. bis 23. September in Lviv (Lemberg) in der Ukraine stattfand. Gisela Bullermann nahm als Abgeordnete des Forums Frauen im BEFG an dieser Konferenz teil. Einen Bericht über ihre Eindrücke können Sie hier lesen.

Die Konferenz des Europäischen Baptistischen Frauenbundes (EBWU) findet alle fünf Jahre immer in einem anderen europäischen Land statt. Zu den 85 Teilnehmenden in diesem Jahr gehörten 80 Frauen aus 30 Ländern und fünf Männer, die als Begleitung mitgekommen waren. Besonders hoch war der Anteil der Frauen aus den osteuropäischen Ländern und ehemaligen Sowjetrepubliken wie Moldawien, Weißrussland, Russland, Aserbaidschan und Usbekistan. Es waren sogar zwei Amerikanerinnen aus Illinois angereist. Die Skandinavierinnen waren mit zwölf  Frauen auch gut vertreten. Das kleine Land Libanon schickte fünf Frauen zur Konferenz. Der Libanon hat eine Millionen syrische Flüchtlinge aufgenommen. Es fehlt an Vielem. Der Kontakt zu den europäischen Frauen ist für die libanesischen Frauen sehr wichtig. Die baptistischen Frauen engagieren sich in der Flüchtlingsarbeit und helfen, wo sie können.

Zum Eröffnungsabend begrüßte die bisherige Präsidentin der EBWU, Aniko Ujvari, alle Gäste und dankte den Gastgeberinnen, den ukrainischen Frauen, für die Einladung. Zur Vorstellung hatte Wies Dijkstra, bisherige Vizepräsidentin der EBWU, sich etwas Originelles ausgedacht. Sie stellte jeweils eine Abgeordnete in der alphabetischen Reihenfolge der entsendenden Länder vor. Sie zeigte zunächst ein gemaltes Frauenporträt aus dem entsprechenden Land. Danach kam die Abgeordnete nach vorne, steckte ihren Kopf in einen großen Bilderrahmen und wurde fotografiert. Dazu sagte sie ihren Namen und  den Satz: „I am God‘s masterpiece“ – „Ich bin Gottes Meisterstück“. Das war ein guter Auftakt und eine großartige Ermutigung für alle Frauen.

Im Anschluss daran stellten einige Frauen noch ein anderes Meisterstück nach: das berühmte Gemälde „Die Nachtwache“ von Rembrandt. Dazu schlüpften die Darstellerinnen in unbequeme mittelalterliche Männerkleidung mit hohen Stulpenstiefeln, bekamen Schwerter und Degen und mussten genau die Stellung einnehmen, die die Personen auf dem Bild innehaben. Es war zwar anstrengend, so lange in einer bestimmten Haltung still zu stehen, doch die Mühe hatte sich gelohnt, es war ein großer Erfolg.

Ich bin Gottes Meisterstück

Foto: Jaap Dijkstra

Enthüllung des Gemäldes

Foto: Jaap Dijkstra

Rembrandt: Die Nachtwache

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Am Freitag hielt Ksenija Magda aus Kroatien, die Präsidentin des Baptistischen Weltbunds der Frauen, eine Bibelarbeit zu dem Text aus Johannes 15,1-17, der in Kleingruppen vertieft wurde. Nachmittags gab es Workshops zu verschiedenen Themen. Im Plenum wurde aus der Arbeit unterschiedlicher Länder berichtet. Besonders Frauen aus Osteuropa unterstützen und fördern sehr aktiv Frauen in ihren Gemeinden, damit diese sich ihren Fähigkeiten entsprechend einbringen können. Rev. Dr. Lauran Bethell aus Kalifornien, jetzt in den Niederlanden lebend, berichtete von der Arbeit des Anti-Trafficking-Netzwerkes, das sich gegen Menschenhandel einsetzt. Auch hier sind es überwiegend Frauen, die anderen Frauen versuchen zu helfen, welche mit Versprechungen eines guten Jobs nach Westeuropa gelockt werden und dann in der Prostitution landen oder auch als moderne Haushaltssklavinnen ausgebeutet werden.

Ksenija Magda, Präsidentin der Baptist World Alliance Women

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Plenum

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Rev. Dr. Lauran Bethell

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Am Samstag feierte die EBWU ihren 70. Geburtstag mit einer großen Torte. Vorbereitet wurde der Zusammenschluss der baptistischen Frauen bereits 1947 als sich der Baptistische Weltbund (BWA) in Kopenhagen traf. Viele Frauen kamen zu diesem Treffen und Mrs. George Martin lud sie ein, sich von ihren Plätzen zu erheben und laut den Bibelvers aus Johannes 3,16 in ihrer Muttersprache aufzusagen: „Denn Gott hat der Welt seine Liebe dadurch gezeigt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hergab, damit jeder, der an ihn glaubt, das ewige Leben hat und nicht verloren geht.“ Spannungen untereinander und Bitterkeit, verursacht durch die harte Zeit des Zweiten Weltkrieges, sollten endgültig beendet sein. 1948 traf sich die BWA in London und 19 Frauen, Europäerinnen und Amerikanerinnen, setzten die Idee einer schwesterlich geprägten, europäischen Mitgliedschaft in die Tat um. Somit ist der Europäische Baptistische Frauenbund ein Jahr älter als die Europäische Baptistische Föderation (EBF), deren Ratstagung im Anschluss an die Konferenz der Frauen in Lviv stattfand. Das Ziel der Baptistinnen war von Anfang an eine engere Gemeinschaft und eine größere Zusammenarbeit getragen vom tiefen Wunsch, das Leben der anderen und ihre alltäglichen Schwierigkeiten, mit denen sie leben, besser zu verstehen. Sie regten an, ein fünfköpfiges Komitee zu gründen. Ebenso trafen die Frauen die Entscheidung, in regelmäßigen Abständen ein bestimmtes Thema mit Fragen in einem Rundschreiben zu veröffentlichen, einen Gebetstag einzuführen und sich ein Projekt zu Weihnachten zu überlegen. Besonders der Gebetstag im November war den Frauen ein wichtiges Anliegen, wenn sie gemeinsam füreinander und für die Anliegen der Welt beten. Niemals kann Nachfolge tiefer, reicher und kraftvoller sein, als wenn Herz und Seele zusammen vor Gott treten, so war ihre Aussage. Mehr als ein halbes Jahrhundert später durften 80 Frauen in Lviv den 70. Geburtstag feiern und dabei dankbar an die Schwestern von damals mit ihrem Mut, ihrer Tatkraft und ihrer Entschlossenheit denken.

Die Geburtstagstorte wird hereingefahren

Foto: Jaap Dijkstra

Geburtstagstorte zum Jubiläum

Foto: Jaap Dijkstra

70 Jahre EBWU

Foto: Jaap Dijkstra

In diesem Jahr schieden alle fünf Frauen aus dem Leitungskomitee gleichzeitig aus, so dass dieses komplett neu gewählt werden musste. Ein wichtiger Grundsatz bei der Kandidatinnenfindung war es, ein gutes Gleichgewicht von Vertreterinnen aus West- und Osteuropa zu haben. Fabienne Seguin aus Frankreich wurde zur neuen Präsidentin der EBWU gewählt. Vizepräsidentin ist Ruth Madarova aus der Slowakei. Alexandra Anderson aus Wales ist neue Sekretärin der EBWU und Ligita Bodniece aus Lettland neue Schatzmeisterin. Als weitere Mitglieder gehören Siham Daoud aus dem Libanon und Cristina Pokidko aus Moldawien dem Leitungsgremium an.

Ehemaliges EBWU-Komitee

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Wahl des neuen Leitungskomitees

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Foto: Jaap Dijkstra

Die finanzielle Lage der EBWU hat sich, so wurde es während der Konferenz deutlich, dramatisch verschlechtert. Das ehemalige Frauenwerk im BEFG hatte durch seine vielen Gruppen regelmäßig hohe Beiträge gespendet. So konnte die Arbeit weitergeführt und die Frauen durch Projekte unterstützt werden. Sie wurden in den Zusammenkünften ermutigt und in ihrer geistlichen Entwicklung gestärkt. Ein großer Teil der Spenden kam durch den Baptistischen Weltgebetstag zusammen, der jedes Jahr im November gefeiert wird. Durch den Wegfall vieler Frauengruppen in Deutschland sind die Spenden rapide zurückgegangen. Frauengruppen in Deutschland, die sich mit anderen europäischen Frauengruppen vernetzen wollen, können einfach per E-Mail Kontakt aufnehmen und Verbindung halten. Im jährlich erscheinenden Magazin „News & Views“, das auch kostenlos auf der Internetseite der EBWU heruntergeladen werden kann, gibt es interessante Berichte aus ganz Europa nachzulesen. Und mit der Member-Fee, einer Art Mitgliedsbeitrag, kann die wichtige, solidarische Arbeit der EBWU unterstützt und gefördert werden.

Ein Artikel von Gisela Bullermann