Pastor Johannes Daub, Mitglied im MS-Netzwerk

Loslassen kann man lernen

Herbsttreffen des Christlichen MS-Netzwerks

Loslassen kann und muss man lernen. Das erfuhren die 40 Teilnehmer am Herbsttreffen des Christlichen MS-Netzwerkes in Siegen, das unter dem Motto „Alles hat seine Zeit“ stand.

MS – Multiple Sklerose – ist eine unheilbare Krankheit des zentralen Nervensystems. Der zur Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Siegen-West gehörende Pastor Johannes Daub, der selbst an MS erkrankt und deshalb berentet ist, forderte dazu auf, sich als MS-Patient von unrealistischen Erwartungen und Zielen zu verabschieden. So müsse man bei nachlassender Gehfähigkeit nicht mehr unbedingt an einer Wanderung teilnehmen - um sich dann, wenn man merke, dass man es nicht mehr schaffe, enttäuscht zurückzuziehen. Vielmehr könne die Benutzung eines Rollstuhls neue Freiräume ermöglichen. Daub räumte ein, dass dies ein schmerzhafter Erkenntnisprozess sei. Doch wenn Familie oder Freunde den Rollstuhl schieben, sei dies zugleich ein Gewinn von Lebensqualität und damit ein Geschenk. Wie Daub weiter ausführte, gehöre zum Loslassen auch, blockierende Sorgen und Nöte bei Gott abzugeben. Dazu könne das Miteinander im MS-Netzwerk, der offene Austausch und das Beten füreinander eine wertvolle Hilfe sein. Auch die persönliche Bitterkeit müsse man überwinden. Frustriert und resigniert sein Schicksal und seine Krankheit zu akzeptieren, sei keine Lösung. Vielmehr gelte es, im Vertrauen auf Jesus Christus froh neue Schritte mit Jesus Christus zu wagen.

Als Gastgeber zeigte Gemeindepastor Peter Krusemark in seiner Schlussandacht am Beispiel Abrahams aus dem Alten Testament auf, dass im Loslassen ein Segen liege. Weil Abraham bereit gewesen sei, seine Heimat zu verlassen, konnte er ein Segen sein. Auch Jesus Christus sei für die Menschheit zum Segen geworden, weil er bereit gewesen sei, sogar ein Leben hinzugeben. Krusemark machte deutlich, dass auch MS-Kranke für andere Menschen eine Bereicherung sein könnten.

Zehn Teilnehmer waren erstmals bei dem Treffen mit dabei. Wie die Leiterin des MS-Netzwerks, die ebenfalls selbst an MS leidende ehemalige Oberärztin, Dr. Andrea Wiedner, der GEMEINDE mitteilte, war es ein Gewinn für alle Teilnehmer, neue Leute kennenzulernen und sich auszutauschen – nicht nur über die jeweilige Krankheit. „Wir schöpfen aus den Begegnungen immer ganz viel Ermutigung und Zuversicht.“ Dies sei „echt bereichernd und stärkend“. Das Christliche MS-Netzwerk wurde im BEFG gegründet, versteht sich aber als überkonfessionell. Es vertritt die Interessen von 300 MS-Kranken und ihren Angehörigen.

Ein Artikel von Klaus Rösler (DIE GEMEINDE)