Martin Luther King vertrat „die Botschaft der Friedlichen Revolution“

Baptisten erinnern an Berlinbesuch des amerikanischen Bürgerrechtlers vor 50 Jahren

Der Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (BEFG) beteiligt sich an Gedenkveranstaltungen, die an den Berlinbesuch des US-amerikanischen Bürgerrechtlers und Baptistenpastors Dr. Martin Luther King vor 50 Jahren erinnern. Mit seinem unangekündigten Besuch im Ostteil der Stadt und seinen Predigten in der Marien- sowie der Sophienkirche am 13. September 1964 habe King „Menschen nachhaltig ermutigt und inspiriert“, betont BEFG-Generalsekretär Christoph Stiba. King habe in seinem Heimatland „unermüdlich gewaltlos für Freiheit und Gerechtigkeit“ gekämpft und sei seinen Zuhörern dadurch ein „starkes Vorbild in ihrem Einsatz für Freiheit“ gewesen, so Stiba: „25 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer erinnern wir uns daran, dass King die Botschaft der Friedlichen Revolution schon 25 Jahre vor dem Mauerfall engagiert vertreten und in die Köpfe der Menschen eingepflanzt hat.“

Stiba wird am 14. September 2014 in der Marienkirche, mit der der BEFG in der Gedenkwoche kooperiert, an einem Festgottesdienst mit Bischof Dr. Markus Dröge und US-Botschafter John B. Emerson mitwirken. Am Vorabend, dem eigentlichen Jubiläumstag, werden am selben Ort auch zwei baptistische Zeitzeuginnen berichten – darunter Hannelore Weist, die Martin Luther Kings Besuch in der Marienkirche als 24-Jährige erlebte. „Die Worte der Gewaltlosigkeit haben mich nicht nur begeistert, sie waren auch ein entscheidender Anstoß, mich im Politischen einzumischen“, erinnert sich Weist. Sie ist überzeugt: „Martin Luther King war Vorbild und Vorreiter für die Friedliche Revolution.“ Besonders nachhaltig beeindruckt habe sie ein Vorfall nach der Ansprache Kings. So habe sie auf diesen vor der Kirche gewartet, um ein Autogramm zu erhalten. Dabei sei sie von den Personenschützern des Bürgerrechtlers unsanft abgedrängt worden. King, der bereits im Auto saß, habe dies mitbekommen und sei vollkommen unerwartet wieder ausgestiegen, habe sich Zeit für sie genommen und ihr ein Autogramm geschrieben: „Martin Luther King hat damit gezeigt, dass er Gewaltlosigkeit und das Interesse für Menschen wirklich lebt, und nicht nur darüber spricht. Das hat mich sehr geprägt.“

An den Gedenkveranstaltungen in Berlin wird eine Delegation amerikanischer Bürgerrechtler um Dr. Charles Steele und Dr. Bernard Lafayette teilnehmen, die Mitstreiter Martin Luther Kings waren und die einflussreiche amerikanische Bürgerrechtsorganisation National Southern Christian Leadership Conference vertreten. Lafayette wird am 11. September ab 17:00 Uhr im Bildungszentrum des BEFG in Elstal bei Berlin aus seinem Buch „In Peace and Freedom“ vorlesen. Anschließend ist eine Gesprächsrunde geplant. An den Besuch Martin Luther Kings erinnert auch King Code, ein Projekt des Gemeindejugendwerks Berlin-Brandenburg im BEFG. Interessierte können dabei mit ihren Smartphones an den Orten Berlins, die King besuchte, sogenannte QR-Codes abfotografieren, die sie auf Internetseiten mit den entsprechenden Informationen leiten. Nicht nur auf überregionaler Ebene hält der BEFG das Gedenken an Martin Luther King hoch, auch einige Ortsgemeinden erinnern an den großen Baptisten, darunter die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde in Hamm mit einer umfassenden Online-Dokumentation.

Hintergrund: Martin Luther King war auf Einladung des Regierenden Bürgermeisters Willy Brandt und der Evangelischen Kirche nach West-Berlin gereist. Ein Auslöser für seinen unangekündigten Besuch im Osten der Stadt war die Flucht eines jungen DDR-Bürgers, der in den frühen Morgenstunden des 13. Septembers 1964 von DDR-Grenzsoldaten durch Beschuss schwer verletzt und von US-Soldaten gerettet worden war. King besuchte den Ort des Geschehens in der Stallschreiberstraße und verurteilte „die trennende Mauer der Feindschaft“. Heute erinnert eine Gedenktafel des BEFG und des Martin Luther King Memorial Berlin daran.

Ein Artikel von Dr. Michael Gruber