NRW: Gemeinsam das Licht der Welt sein

Die Antworten von gestern passen nicht mehr zu den Fragen von heute

Freikirchen sollten sich wandeln. Nämlich von der „Insider-Gemeinde zur gegenseitigen Pflege der persönlichen Frömmigkeit“ hin zu einer Gemeinde, die gemeinsam mit anderen Licht der Welt sein will. Dazu hat der Referent für Theologie, Gemeinde und Gesellschaft im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden, Friedrich Schneider (Oldenburg), auf der Ratstagung des Landesverbandes Nordrhein-Westfalen in Gummersbach aufgerufen.

Das Treffen mit 181 Delegierten und 23 Gästen stand unter dem Motto „Reformation – heute/für uns/mit uns“. Schneider ist auch Koordinator des 500. Reformationsjubiläums seiner Freikirche. Gemeinden brauchten keine Angst vor der Gegenwart und dem „Zeitgeist“ zu haben. „Die Antworten von gestern passen nicht zu den Fragen von heute“, sagte er weiter. Er erläuterte die Geschichte der 1609 in Amsterdam gegründeten Baptisten. Sie seien eher „Enkel“ statt „Kinder“ der Reformation, gehörten aber zur evangelischen „Familie“.

Er unterstrich dabei das Priestertum aller Glaubenden. Es sei „identitätsstiftend“. Jeder dürfe taufen, das Abendmahl austeilen oder predigen. Als zentrales Anliegen der Reformation nannte er, die Kernaufgaben der Kirchen wieder zu entdecken und zu beleben. Schneider: „Dazu gehört vor allem ein ganzheitliches Verständnis von Mission.“ Reformation bringe die Kirche auf die Höhe der Zeit und fördere eine menschenfreundliche Kirche mit Auswirkungen auf die Gesellschaft. Weiter macht er deutlich, dass eine Kirche, die sich vor allem um den Selbsterhalt kümmere, ihre Bedeutung verliere.

Im ersten Impulsreferat der Tagung unterstrich die Oberkirchenrätin der Evangelischen Kirche im Rheinland, Barbara Rudolph (Düsseldorf), die Bedeutung der Reformation. Es gelte heute die Entdeckungen der Reformation wiederzubeleben: die Bibel, die Lehre, das Gebet. Zudem plädierte sie dafür, in Zukunft nicht mehr danach zu fragen, ob eine Kirche groß oder klein sei, sondern danach, wie sie Zeugnis gebe in Wort und Dienst: „Wir schaffen nicht die Reformation, sondern die Reformation kommt, wenn Gott es will.“

Auf dem Treffen wurden die beiden Leiter des Landesverbandes, Leo Schouten und Dieter Teubert, mit 98 Prozent aller Stimmen in ihren Ämtern bestätigt. Die Kollekte in Höhe von über 1.400 Euro ging an die Flüchtlingsarbeit der gastgebenden Gemeinde Gummersbach-Derschlag.

Ein Artikel von Klaus Rösler