Reisepass eingezogen: Mit einer Kreditkarte über die Grenze

Berlin: Gedenktafel erinnert an Besuch von Martin Luther King in der DDR

Berlin – In Berlin-Mitte erinnert eine neue Gedenktafel an den überraschenden Besuch des US-amerikanischen Bürgerrechtlers und Baptistenpastors Martin Luther King (1929-1968) im früheren Ostteil der Stadt. Die Tafel befindet sich an der Außenwand des Hotels Albrechtshof.
Sie wurde am 20. Mai offiziell eingeweiht. Als Vertreter der Baptisten in Deutschland nahm der Berliner Baptistenpastor Hendrik Kissel von der Friedenskirche in Charlottenburg an der Feier teil. Martin Luther King hatte unangekündigt am 13. September 1964 am Checkpoint Charlie die Grenze nach Ost-Berlin überquert. Weil die amerikanische Botschaft dem vermeintlichen „Kommunisten“ aus Sicherheitsgründen den Reisepass entzogen hatte, wies er sich mit seiner American-Express-Kreditkarte aus. Er predigte damals in zwei überfüllten Gottesdiensten in der Innenstadt und traf anschließend im Evangelischen Hospiz am Bahnhof Friedrichstraße – dem heutigen Hotel Albrechtshof - mit Vertretern der Ev.Kirche Berlin-Brandenburg und den Vertretern des Bundes der Baptisten in der DDR zusammen. Nach Angaben von Kissel habe King mit seinem Besuch und den Predigten nachhaltig die Bürgerrechtsbewegung der DDR bis in die Jahre von 1989 beeinflusst.

Kissel enthüllte die Gedenktafel zusammen mit Volker Hobrack, dem Leiter der „Gedenktafelkommission Berlin-Mitte“, und Michael Schmitt, dem Sohn des damaligen Gastgebers Generalsuperintendent Gerhard Schmitt. Der hatte damals die Einladung an Martin Luther King auch gegen den Widerstand in der eigenen Kirche aufrecht erhalten.

Kissel wies in seiner Rede darauf hin, dass kirchliche Würdenträger derzeit nicht immer ein glaubwürdiges Bild in der Öffentlichkeit abgeben würden. Bei Martin Luther King sei dies völlig anders. Er sei auch Jahre nach seinem Tod glaubwürdig und überzeugend: „Solche Vorbilder werden heute gebraucht!“ Kissel hat in vielen Schulen Berlins die „www.martin-luther-king-show.de“ durchgeführt.
 
An dem Festakt nahmen rund 400 Gäste teil. Grußworte sprachen unter anderem die Berliner Pröpstin Friederike von Kirchbach, Stadtmissionsdirektor Hans-Georg Filker, der frühere Leiter der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik in der DDR, Hans-Otto Bräutigam, sowie Altbischof Dr. Martin Kruse.
 

Ein Artikel von Klaus Rösler