Rückblick auf Haiti-Kooperation

Neu erschienene Broschüre informiert über sechs Jahre deutsch-haitianische Partnerschaft

Mehr als 900.000 Euro haben Gemeinden und Einzelpersonen aus dem Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden nach dem verheerenden Erdbeben vom 12. Januar 2010 für die Menschen in Haiti gespendet. Neben der Unterstützung von Not- und Soforthilfemaßnahmen ist der BEFG eine Partnerschaft mit dem haitianischen Baptistenbund eingegangen. Über einen Zeitraum von sechs Jahren wurden kontinuierlich basisnahe sozial-diakonische Projekte gefördert, um den Menschen zu helfen. Im Sommer 2017 endete diese Zusammenarbeit. Über die verschiedenen Projekte und Erfahrungen dieser Kooperation wurde jetzt eine Broschüre fertig gestellt und veröffentlicht.

Der 12. Januar 2010 hat sich tief in das Gedächtnis der Haitianer eingeprägt. Es gibt kaum jemanden, der nicht Freunde oder Familienangehörige in dieser Katastrophe verloren hat. Das Beben zerstörte die Hauptstadt Port-au-Prince im Süden, zu spüren war es aber im ganzen Land. Fast alle wichtigen Gebäude von Behörden und Ministerien wurden zerstört. Das Bild vom eingestürzten Präsidentenpalast ging um die Welt. Mehr als 300.000 Menschen starben unter den Trümmern, weitere rund 300.000 Menschen wurden verletzt, mehr als 1,5 Millionen haben ihre Häuser verloren und wurden obdachlos. Es wird geschätzt, dass rund drei Millionen Menschen, ein Drittel der haitianischen Bevölkerung, von dem Erdbeben betroffen waren. Die Solidarität und Hilfsbereitschaft der Haitianer untereinander, aber auch der weltweiten Gemeinschaft waren überwältigend groß. Der BEFG erhielt Spenden in Höhe von mehr als 900.000 Euro. Auf dem Kongress des Baptistischen Weltbundes (BWA) 2010 entstanden Kontakte zu Vertretern des haitianischen Baptistenbundes Convention Baptiste d’Haïti (CBH) und es entwickelte sich die Idee einer Zusammenarbeit, die in den folgenden Monaten weiter Gestalt annahm. Während einer Sondierungsreise im Februar 2011 erkundeten Ekkehard Becker und Michael Kißkalt die Möglichkeiten für konkrete Projekte, wenige Monate später wurden die Verträge unterzeichnet und die auf sechs Jahre angelegte Kooperation begann. Es folgten weitere Reisen und gegenseitige Besuche, um die Arbeit zu begleiten, den Verlauf der Projekte auszuwerten sowie die Partnerschaft zu stärken. Zum Ende der Kooperation fand 2017 eine Auswertungsreise statt, auf der die haitianischen Partner ihre Dankbarkeit für das gegenseitige Vertrauen und die verlässliche kontinuierliche Unterstützung zum Ausdruck brachten. Auch auf deutscher Seite wird ein positives Fazit gezogen. „Wir blicken dankbar und auch ein bisschen stolz auf dieses umfangreiche Projekt zurück. Alle Beteiligten haben viel geleistet. So manches Mal waren wir auch herausgefordert, doch insgesamt freue ich mich darüber, wie viel Gutes und wie viel Segen für die Menschen in Haiti bewirkt werden konnten“ sagt Generalsekretär Christoph Stiba zum Ende der Kooperation. Dem schließt sich auch Joachim Gnep, Leiter des Dienstbereich Mission und Vorsitzender des Haiti Komitees an: „Das war eine spannende und lehrreiche Erfahrung, auf die ich gern zurückblicke.“

Für den wissenschaftlichen Austausch ohne weitere finanzielle Förderung bleibt die Zusammenarbeit zwischen der Theologischen Hochschule Elstal und der Université Chrétienne du Nord d’Haïti bestehen. Dafür wurde im September 2017 eigens ein neuer Kooperationsvertrag unterzeichnet.

Vor dem Hintergrund der Kompetenzen beider Partner und den zur Verfügung stehenden Mitteln wurde von Anfang an bewusst die Entscheidung getroffen, in die (Aus-) Bildung von Menschen und in sozial-diakonische Projekte zu investieren und weniger in bauliche und infrastrukturelle Maßnahmen. So konnten, dank der großzügigen Hilfe der vielen Spenderinnen und Spender Kinder regelmäßig zur Schule gehen und einen Abschluss machen. Gemeinden machen sich neu Gedanken über ihre Art des diakonischen Engagements für die Menschen in ihrer Umgebung und werden dafür von Daniel Louis unterstützt, der dafür an der Theologischen Hochschule Elstal ausgebildet wurde. Viele Kleinbauern bauen jetzt selbst ökologisch und nachhaltig Gemüse an, statt es teuer auf dem Markt zu kaufen. Das verbessert die Ernährungssituation und die Haushaltskassen vieler Familien. Frauen versorgen durch die Aufklärungsarbeit des Frauenwerks ihre Familien besser. Über diese und weitere Projekte wird in der nun fertig gestellten und veröffentlichten Broschüre berichtet. Neben vielen Fotos finden sich darin auch Lebensgeschichten von Menschen, die von den Projekten profitiert haben.

Die Broschüre steht als PDF-Datei zum Download zur Verfügung oder kann per E-Mail kostenlos bestellt werden.

Ein Artikel von Stefanie Desamours