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Hamburg begeistert vom Chormusical „Martin Luther King – ein Traum verändert die Welt“

Rund 6000 begeisterte Zuschauer erlebten am Samstag die beiden Aufführungen des Chormusicals Martin Luther King in der Alsterdorfer Sporthalle. „Wunderbare Musik, tolle Darsteller und eine Botschaft, die auch heute noch gilt“, urteilte eine Zuschauerin in der Pause. 1354 Sängerinnen und Sänger aus der Region haben das Stück vom Leben und Wirken des schwarzen amerikanischen Bürgerrechtlers in monatelanger Probenarbeit einstudiert und zusammen mit internationalen Musical-Darstellern und einer Big Band aufgeführt. Und sie haben sich anstecken lassen von Kings Traum von einer besseren Welt: Rund um die Hamburger Aufführungen kamen 19.072,23 Euro zusammen für ein Wasserprojekt von Brot für die Welt in Kenia, gespendet vom Chor und dem Publikum.

Matthias Kleiböhmer von der Stiftung Creative Kirche, die das Mitsing-Musical gemeinsam mit kirchlichen Partnern vor Ort auf die Bühne bringt, begrüßt am Abend Christoph Stiba als Schirmherren des Hamburger Chorprojektes und der gesamten Deutschlandtour. Er ist der Generalsekretär des Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland, also der Baptisten- und Brüdergemeinden – auch Martin Luther King war Baptist. Dann wendet Kleiböhmer sich an das Publikum: „Wir laden Sie ein zu einer Zeitreise in das Jahr 1968! In den USA erreicht die Bürgerrechtsbewegung um den Baptistenpfarrer Martin Luther King immer größere Bedeutung. King bezahlt sein Engagement mit dem Leben. Und seine Gefährten stehen vor der Entscheidung: Träumen wir seinen Traum von einer gerechteren Welt weiter? Und geht das – ohne Gewalt?“

Davon erzählt das Chormusical in zwei ebenso bewegenden wie unterhaltsamen Stunden, und das Hamburger Publikum ist restlos begeistert. Gemeinsam mit dem riesigen Chor, den Kleiböhmer den Zuschauern als den Star der Aufführung vorstellt, singen und tanzen internationale Musical-Darsteller auf der Bühne, begleitet von einer Big Band. Sie erzählen vom Werdegang des ehrgeizigen jungen Mannes, wie er seine Frau Coretta kennenlernt und mit ihr eine Familie gründet. Vom Nobelpreis und dem Ku-Klux-Klan, seinem Besuch in West- und Ost-Berlin, von seinen äußeren wie inneren Kämpfen, den Unterstützern und den Widersachern.

Foto: Stiftung Creative Kirche

Foto: BEFG

Foto: Stiftung Creative Kirche

Den Projektchor mit Laiensängerinnen und -sängern dirigieren gleich zwei Profis: Manuel Schienke und Micha Keding, beide im Hauptberuf Kantoren für Popularmusik. Sie haben gemeinsam die Proben geleitet und den riesigen Chor auch bei den Aufführungen simultan dirigiert. Manuel Schienke: „Es war ein Fest! Eine so schöne Atmosphäre, und der Chor hat so viel gegeben! Es imponiert mir, wenn Menschen ihrer Freizeit so viel an Kraft und Aufwand opfern, die Texte auswendig lernen, zur Probe kommen und sich begeistern lassen. Es ist ja wirklich was rübergekommen, und das fand ich ganz, ganz toll! Und dann diese Rhythmen…! Schon als ich die CD das erste Mal gehört habe, war ich sofort gefesselt, weil es genau meine Musik ist, diese Mischung aus Motown, Gospel und Funk.“ Auch Micha Keding ist sehr zufrieden: „Schon bei den Proben sang der Chor jedes Mal exakter und hat sich immer besser auf uns Dirigenten eingestellt. Jetzt bei den Aufführungen ist er sagenhaft. Ich bin überhaupt begeistert von dem Konzept, dass heute so viele Leute begeistert gemeinsam in Projekten singen und das immer mehr zum Trend wird. Denn Singen macht glücklich – es ist sogar wissenschaftlich belegt, dass Singen den ganzen Körper zum Schwingen bringt, Glückshormone und andere Botenstoffe ausschüttet und bestimme Hirnareale beeinflusst: Angst zum Beispiel wird beim Singen ausgeschaltet.“

Schirmherr Christoph Stiba, der bereits die Uraufführung des Mitsing-Musicals in Essen erlebt hat: „Die Hamburger Inszenierung ist von der Aussagekraft und der Eindrücklichkeit sehr gelungen, sehr ansprechend. Generell wird Kings Aussage in dem Stück sehr klar, besonders im letzten Lied vor der Pause, wo Martin Luther King von seinem Traum singt und was ihn antreibt, zusammengefasst in dem schönen Satz ,Wer nicht glaubt, wer nicht hoffen kann, ist kein Realist‘. Also, eine Perspektive über die Gegenwart hinaus zu haben und zu sehen: Es kann sich etwas verändern. Damals vor 60 Jahren, als das alles in den USA begann, waren es einige, die sich zusammengetan haben, und dann wurden es immer mehr. Ich glaube, dass es heute immer noch so ist. Ich habe mich umgesehen und gedacht: Mensch, ja. Über 1000 Sängerinnen und Sänger, ganz viele Leute in der Halle. Wir können was bewegen! Es sind ja gar nicht so wenige, wenn die sich mal zusammentun und in diesem Geist, in dem Martin Luther King gelebt hat – im Geist Jesu, möchte ich sagen – ihr Leben gestalten und diese Welt mitgestalten, da kann was draus werden, da kann man ins Träumen kommen.“

Foto: Stiftung Creative Kirche

Foto: Stiftung Creative Kirche

Foto: Stiftung Creative Kirche

Doch nicht nur Christen machen mit bei diesem Projekt. Hartmut Cohrs ist bekennender Atheist und trotzdem begeistert: „Mich fasziniert die Musik – und das Gesamtprojekt, dass so viele Menschen gemeinsam singen. Ich habe auch schon ein paarmal Gänsehaut bekommen heute, weil das hier eine große Stimmgewalt ist. Bei den kleineren Proben war ich manchmal der einzige Bass.“ Im Foyer stehen drei Frauen, denen man ansieht, dass sie Mutter und Töchter sind. Andrea Foerster hat mitgesungen und ist begeistert: „Wenn man mit so vielen Leuten aus voller Brust singt, das tut einfach gut.“ Auch ihre Mutter Anita (91) hat die Lieder geübt und überlegt mitzusingen. „Dann wäre ich die älteste Teilnehmerin gewesen.“ Schwester Marita ist gerade aus Israel zu Besuch und musste natürlich mit in die Sporthalle. Auch sie wäre gern im Chor gewesen und ist froh, wenigstens die Aufführung mit erlebt zu haben: „Ein tolles Erlebnis!“

Für das aufwändige Chorprojekt haben sich die Stiftung Creative Kirche, der Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland (Baptisten- und Brüdergemeinden), die Johann-Gerhard-Oncken-Kirche und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) zusammengetan. Projektpartner des Chormusicals ist Brot für die Welt. Im Rahmen der Aktion Gospel für eine gerechtere Welt unterstützt das Chormusical Martin Luther King ein Projekt von Brot für die Welt im Norden Kenias, das den Zugang zu sauberem Trinkwasser sichert. Weitere Aktionspartner sind der Versicherer im Raum der Kirchen und die Bank im Bistum Essen. Das Chormusical wird unterstützt durch die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Curacon.

Foto: Stiftung Creative Kirche

Foto: Stiftung Creative Kirche

Foto: Stiftung Creative Kirche

Das Chormusical ist bis Anfang April bundesweit unterwegs und kommt am 21. Mai auch auf die Bundesratstagung des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden nach Kassel.

Ein Artikel von Stiftung Creative Kirche