Teppiche für den Iran

Baptistische Bischöfe helfen nach Überschwemmung

Zwei baptistische Bischöfe aus Georgien reisten in den einst verfeindeten Iran, um dort mit der Unterstützung von German Baptist Aid Obdachlosen zu helfen. Ein Reisebericht von Bischof Ilia Osephashvili.

Am 4. Januar flog ich zusammen mit Bischof Malkhaz Songulashvili in den Iran. Einen Tag zuvor war in Bagdad der iranische General Qassem Soleimani zusammen mit seinen Kollegen ermordet worden. Und das ganze Land trauerte.

Zusammen mit German Baptist Aid haben wir ein soziales Projekt für die Obdachlosen im Iran ins Leben gerufen. Denn im März 2019 wurden einige iranische Provinzen überschwemmt. Nach offiziellen Angaben sind dabei 70 Menschen ums Leben gekommen und 86.000 obdachlos geworden. Auf Initiative von Bischof Malkhaz Songulashvili hin trafen wir die Entscheidung, für 100 betroffene Familien Teppiche zu erwerben. Warum Teppiche? Weil sie praktisch im Alltag verwendet werden. Teppiche sind im Iran essentiell. An den meisten Orten haben wir auf Teppichen zusammen mit unseren Gastgebern gegessen und Tee getrunken.

Ein schiitischer Wissenschaftler und Geistlicher georgischer Herkunft, Herr Akkbar Moghadassi, half uns, die Teppiche bei einem Werk in der Stadt Kaschan (Provinz Isfahan) zu bestellen. Der Chef dieses Werkes war so begeistert, dass wir – die christlichen Bischöfe – den muslimischen Obdachlosen helfen wollten, dass er für unser Projekt zusätzlich 125 Teppiche spendete. Also konnten wir statt 100 Familien 225 Familien helfen. Als Zeichen des Respekts bekamen wir in diesem Werk Porträtteppiche von uns geschenkt und das war nicht alles… Sie fertigten extra für uns noch Teppiche mit dem Abendmahlsbild an.

Wir besuchten die Dörfer der Provinz Lorestan, die von der Überschwemmung völlig zerstört worden waren. An vielen Orten konnten wir nur noch die Spuren der einstigen Dörfer erkennen. Es war ein schönes Erlebnis, den geretteten Dorfbewohnern zu begegnen. Sie luden uns herzlich in ihre Zelte ein und bewirteten uns gastfreundlich mit frischer Kuhmilch. 

Die Geschichte Georgiens kennt eine schlimme Feindschaft mit dem Iran, damals Persien. Im 17. Jahrhundert schlug Schah Abass der Große Ostgeorgien viermal vernichtend und etwa 100.000 Georgier wurden in den Iran verschleppt. Seither gibt es in der Provinz Isfahan, in Fereydan, eine georgische Diaspora. Die Georgier haben im Iran ihre Muttersprache behalten, sind aber zum Islam konvertiert. Herr Akkbar Moghadassi gehört zur georgischen Diaspora. 

Im Iran besuchten wir auch geschichtlich interessante Orte wie Persepolis, Pasargade und Naqsch-e-Rostam. Wir beteten zum Beispiel am Grab von Kyros II. (580-530 v. Chr.), der die Juden aus der babylonischen Gefangenschaft befreit und ihnen das Recht gegeben hatte, zurückzukehren und den Tempel aufzubauen (Esra 1).

Wir sind Gott sehr dankbar für diese Reise in den Iran. Die Zusammenarbeit der Evangelisch-Baptistischen Kirche von Georgien mit German Baptist Aid hat uns ermöglicht, Brücken des Friedens zwischen Christen und Muslimen aufzubauen.

Ein Artikel von Bischof Ilia Osephashvili