Theologie studieren in Elstal

Ein Interview mit Prof. Dr. Ralf Dziewas

Es gibt viele Orte, an denen man Theologie studieren kann. Doch die Theologische Hochschule Elstal (THE) ist etwas Besonderes – nicht nur, weil sie die Ausbildungsstätte unseres Bundes ist. Wolfgang Günter (WG) von der Zeitschrift DIE GEMEINDE im Gespräch mit Prof. Dr. Ralf Dziewas (RD), dem Prorektor der THE, der dort Diakoniewissenwissenschaft und Sozialtheologie unterrichtet.

WG: Theologie zu studieren – das heißt, die biblischen Sprachen zu lernen, sich mit der Auslegung des Alten und Neuen Testaments zu befassen und sich auf die Gemeindearbeit vorzubereiten. Warum gerade in Elstal?

RD: Die biblischen Texte sind die Basis unseres Glaubens und deshalb sollten angehende Pastorinnen und Pastoren sie gut kennen und die Sprachen gelernt haben, in denen die Bibel geschrieben wurde. Aber Theologie zu studieren bedeutet an unserer Hochschule in Elstal nicht nur, Wissen zur Bibel zu erwerben. Wer bei uns Theologie studiert, wird von uns auch dabei unterstützt, den eigenen Glauben zu vertiefen und an der eigenen Persönlichkeit zu arbeiten. Außerdem sind wir die einzige theologische Ausbildungsstätte in Deutschland, an der man akkreditierte Abschlüsse in Evangelischer Theologie und Freikirchlicher Diakonie erwerben kann, die direkt für einen pastoralen oder diakonischen Dienst in unserem Gemeindebund qualifizieren.

WG: Bieten sich dann gute berufliche Perspektiven?

RD: Da in unserem Gemeindebund in den nächsten Jahren sehr viele Stellen in den Gemeinden frei werden, werden auch die Vermittlungschancen in einen Gemeindedienst im BEFG auf absehbare Zeit sehr gut sein.

WG: Wie sieht das Verhältnis von Theorie und Praxis in der Lehre aus und kommt dabei auch ein spezifisch baptistischer Aspekt zum Vorschein?

RD: Wenn man sich auf einen konkreten Beruf vorbereitet, muss man viele Dinge zunächst erst einmal in der Theorie lernen und verstehen, um in der Praxis hilfreich sein zu können. Wer andere operieren will, sollte vor dem Griff zum Skalpell die Funktionsweise der Organe in der Theorie verstanden haben. Und im pastoralen und diakonischen Dienst muss man über breite biblische und theologische Kenntnisse sowie über soziale und psychologische Kompetenzen verfügen, bevor man Menschen in schwierigen Lebenssituationen seelsorgerlich begleiten und Gemeinden gründen, leiten oder weiter entwickeln kann. In Elstal aber lehren wir keine reine Theorie, sondern unterrichten immer mit dem Blick auf die zukünftige Berufspraxis und wählen unsere Beispiele, Übungen und Aufgabenstellungen eben aus dem Kontext der baptistischen Gemeinden und Diakoniewerke, für die wir ausbilden.

WG: Was muss ich an Voraussetzungen mitbringen und woran erkenne ich, ob das Studium etwas für mich ist? Braucht man dafür eine besondere „Berufung“?

RD: Wer Freude daran hat, in der Gemeinde ehrenamtlich mitzuarbeiten, und dabei gute Erfahrung macht, oder wer für sein Engagement positive Bestätigung erhält, sollte sich einmal die Frage stellen: Steckt in diesen positiven Erfahrungen für mich vielleicht die Anfrage Gottes, mich auf einen hauptamtlichen Gemeindedienst vorzubereiten? Und dann gilt es, die Antwort auf diese Frage im Gebet und in Gesprächen mit Menschen zu suchen, die den pastoralen oder diakonischen Dienst aus eigener Erfahrung kennen. Und wer sich für ein Studium interessiert, wird bei uns zu allen notwendigen Zulassungsvoraussetzungen und den individuellen Studienmöglichkeiten beraten.

WG: Vielen Dank für das Gespräch!

Ein Artikel von DIE GEMEINDE