„Traumbilder“ von Chagall in Wismar

36 Radierungen und zehn Lithographien des jüdischen Malers werden bei den Baptisten gezeigt. Die Bibelbilder sind Originalwerke.

Wismar (OZ) - Ein Virus grassiert in Wismar, ein höchst ansteckender. Senator Thomas Beyer (SPD) ist bereits seit längerer Zeit infiziert. Andere hat es in den vergangenen zwei Tagen erwischt.

Und Wolfgang Brey rechnet damit, ja hofft sogar, dass sich noch viele weitere Kunstinteressierte das „Chagall-Virus“ holen. So begrüßte der Leiter der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde in Wismar am Sonntagnachmittag gut 80 Kunstfreunde im Gemeindesaal An der Koggenoor 22 a. Dort sind bis kommenden Sonntag 46 Original-Werke von Marc Chagall zu sehen: 36 Radierungen und zehn Farblithographien, die vor 50 und mehr Jahren entstanden sind.

„Der unbekannte Chagall“ lautet der Titel der Exposition. Kostenfreie Besichtigungen sind bis Sonnabend möglich, täglich von 10 bis 18 Uhr. Sonntag folgt ein Abschlussgottesdienst um 10 Uhr. Die Ausstellung stellte die Kunst-Buch-Galerie Traudisch-Schröter zum 25. Todestag der jüdischen Malers Marc Chagall (geboren 1887 in Weißrussland, gestorben 1985 in Frankreich) zusammen.

Helmut Gohr, Pastor aus Waren/Müritz, und Wolfgang Brey empfehlen, sich beim Betrachten der Bilder — Chagall illustrierte biblische Geschichten — Zeit zu nehmen und einen Katalog mit dazugehörigen Texten zu nutzen. „Es gibt viele Details zu entdecken“, meinte Gohr. „Chagall öffnet uns Türen, er weitet unseren Horizont, will uns mit seinen Bildern neue Sichtweisen geben.“ Der „Bildprophet“ und „Meister der Farbe“ lade ein, in eine Traumwelt einzutreten und die Bibel neu kennenzulernen. Thomas Beyer, Schirmherr der Exposition, bezeichnete die Bibel als ein „wunderbares Buch“. Es gebe darin immer etwas Neues zu entdecken. Wolfgang Brey, stolz auf die dritte Chagall-Ausstellung bei den Wismarer Baptisten, wies darauf hin, dass bei der Bibellektüre auch aktuelle Fragen beantwortet werden können.

Vorgestellt werden bekannte Geschichten aus dem Alten Testament, zum Beispiel „Gott erschafft den Menschen“, Vertreibung aus dem Paradies“ und „Mose empfängt die Gesetzestafeln“, aber auch Unbekannteres, etwa das „Klagelied des Jeremia“. Bilder, die Hoffnung vermitteln. Die Geschichten verstehen auch nicht so bibelfeste Betrachter.

Ergänzt wird die Ausstellung durch kostenfreie Abendveranstaltungen, die alle um 19.30 Uhr beginnen. Heute gibt es eine Bildbetrachtung mit Pastor Gohr. Thema: „Versuchung hat immer einen Namen“.

Morgen folgt ein Konzert mit der Kantorei Wismar. Am Donnerstag referiert Landessuperintendent i. R. Christoph Pentz aus Schwerin zum Thema „Marc Chagall und die Bibel“, am Tag darauf ist die Gruppe „Halb und Halb“ aus Rostock mit dem Konzert „Klezmer und Songs“ zu Gast.

Ausstellungsführungen für Gruppen und Schulklassen sind möglich (Anmeldungen unter ? 01 71/21 74164). Im Chagall-Shop werden Literatur zum Thema Chagall, Kunstdrucke und Postkarten verkauft.

NORBERT WIATEREK

Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Ostsee-Zeitung.de vom 18.05.2010.

Ein Artikel von Norbert Wiatrek | www.ostsee-zeitung.de