Ungarn: Baptistisches Hilfsteam im Einsatz bei der Rotschlammkatastrophe

Baptistenpastoren als Notfallseelsorge vor Ort – Umfassende Nothilfe für Betroffene

Ungarische Baptisten engagierten sich in vorderster Front bei
der Beseitigung des giftigen Rotschlammes im Westen des Landes – und in der
Katastrophenhilfe für die notleidenden Menschen vor Ort.  Mehrere Tage lang
stand das westungarische Dorf Kolontar im Mittelpunkt der Schlagzeilen der
Weltpresse, nachdem dort ein Deich eines riesigen Abfallbeckens der
Ungarischen Aluminium-AG gebrochen war. Eine Million Kubikmeter roter
Giftschlamm hatten sich über das Dorf ergossen. Es gab zehn Tote, Hunderte
Menschen erlitten Verätzungen, 40 Quadratkilometern Fläche wurden
verseucht. Auch eine ältere Baptistin wurde durch den Giftschlamm verletzt,
der Bauernhof ihrer Familie in dem Nachbarort Devecser zerstört. Mit
Hautverätzungen liegt die Frau immer noch in einer Klinik.

Unter den Helfern, die Soforthilfe leisteten, war ein 13-köpfiges Team des
Hilfswerks Hungarian Baptist Aid (HBAid). Der Nothilfedirektor des
Hilfswerks, László Pavelce – er ist auch Einsatzleiter des Rescue-24-Teams
des Baptistischen Weltbundes – wurde sogar beauftragt, die Suche nach
vermissten Personen zu leiten und alle Rettungseinsätze zu koordinieren.
Das Team half gemeinsam mit den Behörden und der Armee bei der Evakuierung
der rund 800 Einwohner des Ortes. Später organisierten die Baptisten auch
die Aufräumarbeiten, um den giftigen roten Schlamm zu beseitigen. Die
HBAid-Verantwortlichen kümmerten sich auch um die Notfallseelsorge und
psychologische Betreuung der Betroffenen. Unter den bis zu acht
baptistischen Seelsorgern war auch der BHAid-Präsident Sandor Szenczy
(Budapest).

Auch die Versorgung der Opfer nahm HBAid in Angriff. Hilfsgüter im Wert
von über 100.000 Euro wurden unter den Betroffenen verteilt. Darunter waren
Nahrungsmittel, Wasser, Medikamente und Schutzkleidung. Das Hilfswerk aber
auch die Baptistengemeinden im Land haben für die Opfer der Katastrophe
eine landesweite Sammlung organisiert. Auch beim Wiederaufbau des Orten und
der Entgiftung der Region wollen die Baptisten weiter helfen. Wie die
GEMEINDE in der Zentrale der Baptisten in Budapest erfuhr, bitten die
Baptisten in dem Land um Gebete – und um Hilfe. Denn der rote Giftschlamm
sei keine Naturkatastrophe, sondern eine Folge der menschlichen Habsucht
und Gier. Deshalb erhalte man auch keine Hilfe von der Europäischen Union.
Um so wichtiger sei es, dass sich Christen in dieser Lage solidarisch
zeigten.  

Eine Woche nach ihrer Evakuierung in eine Sporthalle in der Nachbarstadt
Ajka sind die ersten Einwohner in ihr Dorf zurück gekehrt. Umweltverbände
hatten zuvor vergeblich vor einer zu schnellen Rückkehr gewarnt, da der
getrocknete Schlamm zu Ultrafeinstaub werden und beim Einatmen in die Lunge
dringen könne. Der giftige Rotschlamm war auch in die Donau gelangt.
Allerdings seien dadurch weder Menschen und Umwelt gefährdet, hieß es.

Ein Artikel von Klaus Roesler