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„Versöhnung in Christus“

EBF-Ratstagung im ukrainischen Lviv

Zahlreiche Baptistinnen und Baptisten aus Europa trafen sich vom 24. bis 29. September in Lviv (Lemberg) in der Ukraine zur jährlichen Ratstagung der Europäischen Baptistischen Föderation (EBF).

Das Thema der Konferenz lautete „Versöhnung in Christus“. EBF-Generalsekretär Tony Peck forderte die Teilnehmer und Teilnehmerinnen auf, Versöhnung durch Friedensstiftung zu verkünden und zu praktizieren. Er sagte: „Lasst Frieden in der Welt sein und lasst ihn mit uns beginnen.“ Auch die Präsidentin der EBF, Jenni Entrican forderte die Delegierten heraus, „sich zu engagieren, einander zuzuhören und gemeinsam zu beten.

Tony Peck

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Jenni Entrican

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Christoph Stiba

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BEFG-Generalsekretär Christoph Stiba, der auch Vorsitzender des Nominierungsausschusses der EBF ist, zeigte sich dankbar: „Es ist wirklich ein Gottesgeschenk, dass wir die Möglichkeit hatten, uns friedlich und ohne Angst vor Verfolgung in der Ukraine zu treffen. Das ist keine Selbstverständlichkeit, wie einige der Berichte gezeigt haben.“ So wurden im Osten der Ukraine auch schon Gottesdienste von Baptistengemeinden aufgelöst und ihnen Geldstrafen auferlegt. Besonders beeindruckt zeigte sich Stiba von einem Bericht des ukrainischen Baptistenpastors Elisey Pronin. Bis ins Jahr 2014 war dieser der Pastor einer Gemeinde mit 300 Mitgliedern in der Region Luhansk. Als dort der Krieg ausbrach, hätten Separatisten ihm gedroht, seine Kirche niederzubrennen und ihn umzubringen, wenn er sie nicht unterstütze. Pronin berichtete, dass die Drohung wahrgemacht wurde und im August 2014 seine Kirche komplett ausbrannte. Mit seiner Familie flüchtete Pronin aus der Ostukraine, heute lebt er in den USA. Seine Erfahrungen verarbeitete er in dem Buch „Chronicles of Undeclared War“ (Chroniken eines Krieges ohne Kriegserklärung). Auf der Ratstagung berichtete er auch von seiner Suche nach einem Weg zur Versöhnung. „Sieh die Menschen, wie Gott die Menschen sieht“, – Diese Erkenntnis sei für ihn persönlich zum Ausgangspunkt geworden, Versöhnung anzustreben, auf Versöhnung zu hoffen und Schritte der Versöhnung zu gehen, so Pronin.

Elisey Pronin

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Gespräche

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Band

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Auch Joachim Gnep, Leiter des BEFG-Dienstbereichs Mission, erlebte die Begegnungen mit den ukrainischen Baptistinnen und Baptisten in Lviv als „äußerst beeindruckend“: Trotz der enorm angespannten politischen und wirtschaftlichen Situation seien die Gemeinden „aktiv und erleben an vielen Stellen einen geistlichen Aufbruch“, sagte er. Sie steckten viel Energie und Leidenschaft in Evangelisation und Diakonie. „Die intensive Unterstützung des großen humanitären Engagements in der Ostukraine durch German Baptist Aid, die Hilfsorganisation des BEFG, wird sehr dankbar und positiv aufgenommen.“

Während der Ratstagung wurden zwei Resolutionen verabschiedet. Eine fordert die Einhaltung der Religionsfreiheit in den ukrainischen Regionen von Luhansk und Donezk. Darin wird – ergänzt durch drei weitere Punkte – auf die Resolution Bezug genommen, die im Juli dieses Jahres vom Baptistischen Weltbund (BWA) in Zürich verabschiedet wurde. Leitung und Mitgliedsbünde der EBF verpflichten sich, „für die Verantwortungsträger zu beten, die Wahrheit in Liebe auszusprechen und Religions-  und Glaubensfreiheit in Luhansk und Donezk zu fördern.“ Die andere Resolution beschäftigt sich mit der anhaltenden Herausforderung durch Migration. Dabei wird einerseits anerkannt, dass sich viele Regierungen unter enormem Druck befänden, sowohl der bereits im Land lebenden Bevölkerung als auch den neuen Migranten gerecht zu werden. Gleichzeitig wird die Ausbreitung von Intoleranz verurteilt, die es Menschen legitim erscheinen lasse, die Religion, Nationalität oder Ethnie anderer Menschen abzulehnen. Dies führe, so heißt es in dem Text, „zu einer Zunahme von Angst statt Hoffnung.“

Ein Artikel von Julia Grundmann