Weltweit für Menschen im Einsatz

Ratstagung des Baptistischen Weltbunds in Izmir

Die Ratstagung des Baptistischen Weltbunds (BWA) fand vom 6. bis 12. Juli im türkischen Izmir statt. Menschenrechtsfragen standen ebenso auf der Tagesordnung wie Wahlen und die Würdigung der Arbeit eines deutschen Baptisten. BEFG-Generalsekretär Christoph Stiba und Präsidiumsmitglied Frank Fornaçon nahmen als Vertreter des BEFG an der jährlichen Tagung teil. In ihrem Bericht gehen sie auf die wichtigsten Themen ein. Nach Izmir gereist waren auch Prof. Dr. Martin Rothkegel und Prof. Dr. Uwe Swarat als Mitglieder von BWA-Kommissionen, Regina Claas als BWA-Vizepräsidentin sowie Dr. Ursula und Prof. Dr. Erich Geldbach.

Es war wirklich eine Besonderheit: Das erste Mal seit Bestehen des Baptistischen Weltbundes (BWA) trafen sich die Baptisten aus vielen Ländern der Welt zu ihrer jährlichen Ratstagung in Izmir. Vier kleine Baptistengemeinden in der Türkei, von denen die älteste, die Gemeinde in Izmir, 1999 gegründet wurde, hatten sich erst im April dieses Jahres zu einem Bund zusammengeschlossen, der während der Ratstagung in Izmir in den Baptistischen Weltbund aufgenommen wurde. Dass der türkische Baptistenbund im Jahr seiner Gründung gleich Gastgeber für die internationale Ratstagung sein konnte, stärkte das Selbstbewusstsein der türkischen Gemeinden in guter Weise. Aber auch in der säkularen türkischen Öffentlichkeit wurde die Vollversammlung der Baptisten aus aller Welt mit großem Interesse wahrgenommen. Berichte über die Tagung erschienen auf den Titelblättern der türkischen Tageszeitungen, und auch in den Hauptnachrichten des staatlichen Fernsehsenders TRT war das Treffen der Baptisten in Izmir ein Thema. In der Eröffnungsveranstaltung kamen türkische Politiker ausführlich zu Wort, und bei verschiedenen politischen Empfängen gehörten die leitenden Vertreter der BWA mit zu den Gästen.

Für den Wechsel in der BWA-Leitung im Sommer 2015 wurden bereits jetzt der neue Präsident und zwölf Vizepräsidenten bestimmt. Dr. Paul Msiza von der Baptist Convention of South Afrika wurde zum künftigen Präsidenten der BWA gewählt. Jan Saethre aus Norwegen wurde zum ersten Vizepräsidenten gewählt. Beide sind dem BEFG durch jahrelange Zusammenarbeit an verschiedenen Stellen gut bekannt. Außerdem wurde BWA-Generalsekretär Neville Callam im Amt bestätigt. Die Amtszeit der gewählten Leitungsmitglieder beginnt mit dem BWA-Kongress 2015 im südafrikanischen Durban und dauert fünf Jahre. Regina Claas stand als Vizepräsidentin nicht erneut zur Wahl.

Die Delegierten der Ratsversammlung beschäftigten sich während ihres Treffens in besonderer Weise mit den Flüchtlingen weltweit. Die Baptisten in allen Ländern des Nahen Ostens engagieren sich sehr stark in der Betreuung syrischer, iranischer und irakischer Flüchtlinge. Allein die kleine Gemeinde im syrischen Aleppo kümmert sich um 10.000 Binnenflüchtlinge. Sie werden mit Lebensmitteln, psychosozialer Betreuung, Schulunterricht etc. versorgt. Der Pastor der Gemeinde Aleppo sagte: „Wir standen 2013 vor der Entscheidung: Love oder leave. Wir haben uns für die Liebe entschieden und sind geblieben.“

Deutlich wurde auch, dass die BWA ein besonderes Augenmerk auf die nicht offiziell von der UNHCR registrierten Flüchtlinge legt, die keinerlei öffentliche Unterstützung finden. In der Türkei bilden sich inzwischen Baptistengemeinden für iranische Flüchtlinge, z. B. in Izmir. In Jordanien hat sich die Zahl der Schüler an den baptistischen Schulen verdoppelt. Es wird in zwei Schichten unterrichtet. Der BEFG arbeitet eng zusammen mit der Lebanese Society for Educational and Social Development (LSESD, Hilfswerk der libanesischen Baptisten), die die ausländische Hilfe auch für die anderen Bünde in der Region koordiniert.

Die Delegierten verabschiedeten auf Vorschlag der Baptisten im Südwesten der USA hin eine Resolution, in der die BWA die US-amerikanische Regierung auffordert, stärker die Belange unbegleiteter jugendlicher Flüchtlinge aus Lateinamerika zu berücksichtigen. Auch zur aktuellen Situation in der Ukraine wurde eine Resolution verabschiedet. Dort sind viele Baptistengemeinden aktiv in der Flüchtlingsfürsorge, und Gemeindehäuser wurden zu Massenquartieren umfunktioniert. In der von der BWA verabschiedeten Resolution wird zu Frieden und Versöhnung im Land aufgerufen.

Der Menschenrechtspreis der BWA wurde an Ilie Coada aus Moldawien verliehen. Der Pastor setzt sich in seinem Land für die Prävention von Zwangsprostitution sowie die Betreuung der Opfer ein. Dabei wurde er 2008 auch von German Baptist Aid, der Europahilfe des BEFG, unterstützt.

Nicht zuletzt wurde BEFG-Pastor Hans Guderian, ehemaliger Präsident der Europäischen Baptistischen Förderation (EBF), in Abwesenheit als langjähriger BWA-Förderer besonders gewürdigt. Dabei wurde vor allem sein Engagement für das Zusammenwachsen der Baptisten in Ost- und Westeuropa nach dem Fall der Mauer hervorgehoben. Guderian, so hieß es sei „eine beispielhafte Führungsperson in der baptistischen Gemeinschaft, ein begeisterter Diener des Herrn und ein Vorbild für Baptistenpastoren.“

Alle von der BWA-Ratstagung verabschiedeten Resolutionen sind auf der Internetseite der BWA nachzulesen.

Frank Fornaçon, Christoph Stiba

Ein Artikel von Frank Fornaçon und Christoph Stiba