Wenn fremde Länder ein Gesicht bekommen

Ratstagung des Baptistischen Weltbundes in Bangkok

Elijah Brown wird neuer Generalsekretär des Baptistischen Weltbundes (BWA). Der 36-Jährige US-Amerikaner wurde auf der Ratstagung der BWA vom 3. bis 7. Juli im thailändischen Bangkok gewählt.

Brown tritt am 1. Januar 2018 die Nachfolge des bisherigen Generalsekretärs Neville Callam an, der das Amt zehn Jahre innehatte. „Ich verstehe meine eigene Berufung als eine Berufung zum globalen und gemeinschaftlichen Engagement, welches auf die Ortsgemeinde setzt, das Wort Gottes ernst nimmt, auf den Heiligen Geist hört und stets darum bemüht ist, Netzwerke zu knüpfen, um gemeinsam in den Bereichen Mission, Gerechtigkeit und theologischer Ausbildung tätig zu werden“, sagte er. Dies wolle man tun „als christuszentrierte Zeugen in der Öffentlichkeit, vor allem in Konfliktsituationen und im Kampf gegen Verfolgung, Ausgrenzung von Flüchtlingen und Ungerechtigkeit.“

Thomas Klammt, BEFG-Referent für Integration und Migration wurde in das Exekutiv-Komitee, neben dem Rat eines der beiden Leitungsgremien der BWA, gewählt.

„Die weltweite Verbundenheit der Baptisten trotz aller Unterschiedlichkeit schätze ich sehr“, sagte BEFG-Präsident Michael Noss, der gemeinsam mit Generalsekretär Christoph Stiba an der Tagung teilnahm. Die Begegnungen würden der Situation in fremden Ländern „ein Gesicht geben“, zum Beispiel durch das „Hören von Menschen, die an Orten leben, die wir sonst nur aus den Nachrichten kennen. Deren Sicht aufzunehmen und zu verstehen, dass das Leben dort dann doch noch einmal anders ist, als in den Nachrichten vermittelt wird, ist eine wichtige und bereichernde Erfahrung.“

Im Rahmen der Ratstagung wurden drei neue Baptistenbünde in den Weltbund aufgenommen: Die Evangelisch-Baptistische Kirche Tschad mit 200 Mitgliedern in fünf Gemeinden, die Zomi-Baptistengemeinden Amerika mit 2.500 Mitgliedern in 33 Gemeinden und die Türkisch Baptistische Allianz mit 220 Mitgliedern in fünf Gemeinden.
„Ich freue mich sehr, dass der türkische Baptistenbund mit seinem Präsidenten Ertan Cevik nun Mitglied in der BWA ist“, sagte Christoph Stiba. „Mit Ertan, der auch Missionar unserer Missionsgesellschaft EBM INTERNATIONAL ist, verbinden uns langjährige gute Kontakte und freundschaftliche Beziehungen. Die erstaunliche Entwicklung der Gemeindegründungen in der Türkei von einer einzigen Gemeinde in Izmir bis hin zu einem kleinen türkischen Baptistenbund mit fünf Gemeinden macht für mich deutlich, wie Gott nicht nachlässt, seine Leute zu berufen, um sein Reich zu bauen – auch unter widrigen Umständen.“

Cynthia Maung, eine Ärztin, die 30 Jahre lang Flüchtlinge aus Myanmar behandelt hat, erhielt auf der BWA-Ratstagung den Denton-und-Janice-Lotz-Menschenrechtspreis. Maung stammt ursprünglich aus Moulmein, einer Stadt in Myanmar, aus der sie mit tausenden anderen Angehörigen des Volks der Karen geflohen ist. 1989 eröffnete sie mit sechs Freiwilligen eine Klink an der Grenze zwischen Myanmar und Thailand. Maung und ihre Mitarbeiter hätten dazu beigetragen, eine Malaria-Epidemie unter Kontrolle zu bringen sowie Lungenentzündungen und anderen Krankheiten nachhaltig zu behandeln, hieß es in einem Bericht der BWA. Sie versorgen Opfer, die Traumata durch Schüsse und Landminen erlitten haben und bieten Schwangerschafts- und HIV-Beratung an. Neben der medizinischen Versorgung und der Ausbildung von Pflegepersonal setzt sich die Klinik für Menschenrechte und gegen häusliche Gewalt ein und versorgt mehr als 500 Personen zweimal am Tag mit Nahrung.

Während des Gedenkens an die Verstorbenen, das Bestandteil jeder Ratstagung ist, wurde auch Ursula Geldbach aus Marburg genannt. Die Ärztin war unter anderem Mitglied in der BWA-Kommission für Christliche Ethik und im Komitee der Hilfsorganisation Baptist World Aid.

Auf der Ratstagung wurden fünf Resolutionen zu den Themen Religionsfreiheit in den USA und Russland, Menschenhandel und moderne Sklaverei, der humanitären Krise in Venezuela und der Situation der Flüchtlinge in Ostafrika verabschiedet. Darin riefen die Delegierten dazu auf, für verschiedene globale Entwicklungen zu beten und forderten von Regierenden, Verantwortung zu übernehmen und Unrecht zu beseitigen.
Nach Angaben der BWA nahmen ungefähr 300 Baptistinnen und Baptisten aus mehr als 40 Ländern an der Ratstagung teil. Zur BWA gehören 238 Organisationen in 124 Ländern und Gebieten.

Ein Artikel von Julia Grundmann