„Wozu braucht es die Ökumene?“

ACK-Delegiertentreffen in Elstal

In vielen Städten gibt es eine örtliche Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK). Für die Ebene der Bundesländer entsendet jeder BEFG-Landesverband Delegierte. Diese treffen sich jeweils zu Jahresbeginn gemeinsam mit den Bundesdelegierten in Elstal. Es geht darum, sich abzustimmen und über aktuelle Entwicklungen zu informieren. Pastor Martin Seydlitz war dabei und berichtet über die Themen des Treffens.

Beim diesjährigen Treffen am 26. Januar stand der Rückblick auf das Reformationsjubiläum im Mittelpunkt. Friedrich Schneider, Referent im Generalsekretariat, zog eine geteilte Bilanz. Es gab gute Erfahrungen an vielen Orten: Gemeinden haben sich mit ihrer Geschichte beschäftigt – etwa mit Hilfe der Reformationsausstellung unseres Bundes. Auch konnten zwischenkirchliche Kontakte in Gottesdiensten, Vorträgen und anderen Veranstaltungen belebt werden. Die kleine Ortsgemeinde in Wittenberg hat ihre Räume zur Verfügung gestellt und wurde über den ganzen Sommer zu einem wichtigen Bestandteil der Weltausstellung zur Reformation. Besonders bei den großen bundesweiten Veranstaltungen wurde aber Ökumene rein „bilateral“, als Gemeinschaft zwischen Evangelischer Landeskirche und katholischer Kirche verstanden. Sichtbar wurde das beispielsweise beim großen Versöhnungsgottesdienst in Hildesheim unter dem Motto „healing of memories“. Die Verfolgung der Täufer und später auch der Freikirchen wurde nicht angesprochen. Und dass Martin Luther King jr. kein Lutheraner, sondern ein Baptistenpastor war, wird von mancher lutherischen Stimme gern unterschlagen. Dennoch: Der geschwisterliche Austausch über die Grenzen der eigenen Gemeinde hinaus war wichtig und ist auch in Zukunft durch nichts zu ersetzen.

Derzeit führt unser Bund Lehrgespräche mit der VELKD (Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands). In einer hochkarätig besetzten Arbeitsgruppe, in die neben dem Generalsekretär auch unsere Fachhochschule eingebunden ist, wird die gemeinsame theologische Basis, aber auch der Erkenntnis-Unterschied ausgelotet. Erfahrungsgemäß benötigen solche Gespräche mehrere Jahre, um in Ergebnisse zu münden. Der Ausschuss greift auch auf das sogenannte „BALUBAG Papier“ zurück.  Dieses Konvergenzdokument von 2009 wurde in unseren Gemeinden und auf Bundesräten vielfältig diskutiert.

Thema bei den Delegiertentreffen in Elstal ist immer wieder auch die Anstellung von Freikirchlern in kirchlichen Einrichtungen bzw. die Erteilung des Religionsunterrichtes durch freikirchliche Lehrer. Es wird in einigen Landeskirchen problematisch, wenn Religionslehrer aus ihrer Kirche in eine Freikirche wechseln. In der Landeskirche Hannover etwa erlischt damit die Unterrichtserlaubnis. Für viele Bewerber gibt es peinliche „Gewissensprüfungen“, die an Zeiten von Anhörungen der Wehrdienstverweigerer erinnern.

„Theologisches Schwarzbrot“ gab es auf dieser Delegiertentagung auch: Prof. Dr. Michael Kißkalt gab Einblicke in das Thema „Mission heute“. Er führte aus, dass Evangelisation immer ein Austausch auf Augenhöhe sein muss und sprach damit den Anwesenden aus dem Herzen.

Ein Artikel von Martin Seydlitz