Leitbild des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden

„Wofür steht der Bund?“ Diese Frage wird auf verschiedenen Ebenen regelmäßig gestellt. Vor 20 Jahren hat der BEFG durch einen „Arbeitskreis Zukunft“ gemeinsam mit der damaligen Bundesleitung ein Leitbild entwickelt und veröffentlicht. Es macht wesentliche Grundwerte unserer Bundesgemeinschaft mit ihren vielen Ortsgemeinden deutlich. Das Leitbild zeigt Haltungen und Ziele, an denen sich Schritte der Veränderung ausgerichtet haben und ausrichten. Das Präsidium des Bundes hat das Leitbild überarbeitet und stellt die Kurzbeschreibung „Wer wir sind“ und die elf Leitsätze mit Hintergründen zur Orientierung zur Verfügung.

Hier finden Sie das Leitbild des BEFG als PDF zum Download.

WER WIR SIND

1. Wir sind Christen²

Wir glauben an Gott, den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist, wie er uns im Alten und Neuen Testament bezeugt wird.
Das apostolische Glaubensbekenntnis ist unsere gemeinsame Grundlage.

²:Die männliche Form in der Mehrzahl lässt keinen Rückschluss auf das Geschlecht zu.

2. Wir sind evangelisch

Mit den Kirchen der Reformation bekennen wir Jesus Christus als den Herrn und Retter der Welt, der uns allein aus Gnade und allein durch den Glauben vor Gott gerecht gemacht hat. 
Die Bibel ist Maßstab für unsere Lehre und unser Leben.

3. Wir sind Gemeinden gläubig getaufter Christen

Wir taufen Menschen, die aufgrund ihrer persönlichen Glaubensentscheidung die Taufe erbitten und Mitglied einer Gemeinde werden wollen.

4. Wir sind eine Freikirche

Seit unserer Entstehung treten wir für Religions- und Gewissensfreiheit ein und befürworten die Trennung von Kirche und Staat. 
Unsere Haushalte bestreiten wir aus freiwilligen Beiträgen unserer Mitglieder.

5. Wir sind ein Gemeindebund

Unsere Ortsgemeinden wissen sich von Gott zum Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden zusammengeführt und gemeinsam sind wir Kirche.
Wir verstehen und leben unsere Gemeinschaft als Teil der weltweiten sichtbaren Gestalt des Leibes Christi.

6. Unsere „Rechenschaft vom Glauben“

Die „Rechenschaft vom Glauben“ als „Glaubensbekenntnis ist Ausdruck und Zeugnis der Übereinstimmung der Gemeinden im Glauben. Es kann also nicht selbst Gegenstand des Glaubens oder bindendes Glaubensgesetz sein. Als zusammenfassende Auslegung der Heiligen Schrift wird es durch diese begründet und begrenzt. Es setzt das Apostolische Glaubensbekenntnis als gemeinsames Bekenntnis der Christenheit voraus und bleibt offen für die künftige Bekundung der Wahrheit. Grund und Inhalt des Bekennens ist das zentrale Geschehen der Herrschaft Gottes. Als Rechenschaft vom Glauben soll dieses Bekenntnis der gemeindlichen Unterweisung, der theologischen Besinnung und der Verantwortung des Glaubens nach außen dienen. Als lebendige Antwort der Gemeinde auf Gottes wirksames Wort wird das Bekenntnis des Glaubens zum Lob der großen Taten Gottes“ (aus der Präambel der „Rechenschaft vom Glauben“).

LEITSÄTZE

Die Leitsätze sind in der „Wir-Form“ formuliert, denn sie beschreiben gemeinsame Überzeugungen für unser Handeln in Bund, Werken und Gemeinden. Bewusst sind sie kurz und in verständlicher Sprache formuliert und suchen das Gemeinsame in unserer Bundesgemeinschaft.

Leitsatz 1: Gottes Mission und unsere Sendung

Gott hat die Welt geschaffen und will Gemeinschaft mit seiner Schöpfung. Sein Gemeinschaftswille durchzieht die ganze Bibel wie ein roter Faden. Besonders deutlich zeigt sich das darin, dass Gott Jesus Christus in diese Welt sandte und Mensch wurde. In seinen Worten und Taten malt Jesus vor Augen, wie es aussieht, wenn Gott in Liebe herrscht. Gott will uns einbeziehen in seine Mission, die Grundlage unserer Sendung ist.
In diesem Bewusstsein leben wir Kirche in der Gemeinschaft des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden. Wir wollen dazu beitragen, dass alle Menschen die Liebe und Barmherzigkeit Gottes erleben.

Hintergrund
Christen verstehen sich seit jeher als Teil der Mission Gottes in dieser Welt, als Gesandte und Botschafter des Reiches Gottes. Die Liebe Gottes soll unsere Taten und Worte prägen.

Leitsatz 2: Geistliches Leben

Beten, gemeinsam Gottesdienst feiern und die Bibel lesen sind für uns Quelle und grundlegende Ausdrucksformen unseres geistlichen Lebens. Wir bieten Platz für unterschiedliche Ausdrucksweisen und Stilrichtungen und schätzen unterschiedliche Meinungen. Wir wünschen uns eine lebendige Auseinandersetzung mit der „Rechenschaft vom Glauben“.  

Hintergrund
Gebet, Bibelstudium und Gottesdienst sind zentrale Lebensäußerungen des Glaubens. Die Vielfalt der Ausdrucksformen von Frömmigkeit ist eine Chance und fordert heraus.

Leitsatz 3: Gemeindeleben

Gemeinsam wollen wir Gemeinde Jesu sein. Wir gestalten Gemeinde so, dass alle Menschen Gott begegnen, in verbindlicher Gemeinschaft leben, sich in ihrer Persönlichkeit entwickeln und beteiligen können.

Hintergrund
Bei Gott sind alle willkommen. Vielfalt ist von Gott gewollt und soll in unseren Gemeinden leben. Als Ortsgemeinden ringen wir in dieser Vielfalt um geistliche Einheit und damit, wie wir dem Evangelium entsprechend ein sicherer Ort sein können.

Leitsatz 4: Verkündigung

Wir verkündigen das Evangelium von der Liebe Gottes zeitgemäß und laden dazu ein, dass Menschen sich mit Gott versöhnen lassen und Jesus Christus nachfolgen. Unsere Verkündigung ist Ausdruck von Gewissens- und Redefreiheit und ermutigt dazu, Gott zu lieben, den Nächsten und sich selbst zu lieben sowie als mündige Christen zu leben.

Hintergrund
Gott erreichte die Menschen der Bibel in ihrer Zeit, in ihrer Lebenswelt, Kultur und in ihrer Sprache. Deshalb wollen wir als Christen das Evangelium auch in unserer Zeit und Kultur verständlich weitergeben. Zentrum der Verkündigung ist die Versöhnung mit Gott durch Jesus Christus, das Reich Gottes und das Doppelgebot der Liebe.

Leitsatz 5: Diakonie

Wir bezeugen Gottes Liebe in Jesus Christus, indem wir uns für Menschen einsetzen, helfen, wo Hilfe notwendig ist, und dabei jeden Menschen gleichbehandeln.

Hintergrund
Die tätige Nächstenliebe hat von Anfang an die Gemeinden und das Leben von Einzelnen geprägt. Sie drückt das Evangelium von der Liebe Gottes aus. Die diakonischen Aufgabenfelder passen sich den Herausforderungen der Zeit und der Menschen an. 

Leitsatz 6: Weltverantwortung

Gott liebt seine ganze Schöpfung. Wir nehmen unsere Verantwortung für die Welt ernst, gestalten sie mit und setzen uns für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung ein.

Hintergrund
Zur weltweiten Tradition unserer Gemeinden gehört von Anfang an der Einsatz für Menschenrechte und (Religions-)Freiheit. Wir wollen dieses Erbe weiterentwickeln und gestalten gesellschaftspolitische Entwicklungen lokal, national und global mit. Dazu ist mutiges und beharrliches politisches Handeln erforderlich.

Leitsatz 7: Beteiligung

Wir glauben, dass jeder Christ Zugang zu Gott hat und Gottes Geist in ihm lebt. Deswegen soll jeder die Möglichkeit haben, sich mit seinen Begabungen einzubringen und an Entscheidungen beteiligt zu sein. Dazu wollen wir miteinander kommunizieren und gemeinsam entscheiden. Wir üben auf allen Ebenen einen offenen, verständlichen und respektvollen Umgang ein.

Hintergrund
Wir leben das Priestertum aller Gläubigen. Deshalb ist der Bund basisdemokratisch organisiert. Entscheidungen von großer Bedeutung treffen wir gemeinsam. Wir verstehen sie als einen geistlichen Prozess. Dafür müssen Informationen ausreichend und offen zugänglich sein.

Leitsatz 8: Bildung

Gott beruft und begabt Menschen zur Mitgestaltung in seinem Reich. Wir fördern Menschen durch ein breit gefächertes Bildungsangebot. Wir qualifizieren sie für ihre Mission, also für ihre Aufgaben in Gemeinde und Gesellschaft.

Hintergrund
Die Anforderungen an haupt- und ehrenamtliche Mitarbeitende verändern sich ständig. Um dem gerecht zu werden, ist Aus- und Fortbildung in vielen Bereichen und auf allen Verantwortungsebenen nötig.

Leitsatz 9: Leitung

Wir verstehen unter Leitung, Einzelne und Gemeinden so zu führen und zu fördern, dass Begabungen entfaltet, Veränderungen bewältigt und Ziele gemeinsam erreicht werden können.

Hintergrund
Leitung ist eine Gabe für die Gemeinde, sie hat dienende Funktion und ist kein Selbstzweck. Sie hilft, dass der Leib Christi aufgebaut wird und Einzelne für den Dienst in Gemeinde und Welt befähigt werden.

Leitsatz 10: Bund

Wir bilden als selbstständige Ortsgemeinden einen Bund, den Gott zusammengeführt hat. Gemeinsam wollen wir füreinander einstehen, gemeinsame Aufgaben wahrnehmen und in Einheit und Verschiedenheit alle Facetten des Gemeindelebens entfalten.

Hintergrund
Der Bund besteht aus selbstständigen Gemeinden, die miteinander verbunden sein wollen. Er lebt als Gemeinschaft von Gemeinden und Werken, durch die Gott uns beschenkt und durch die wir gemeinsam ihm und den Menschen dienen können. Der Bund ist Mitglied der Europäischen Baptistischen Föderation und des Baptistischen Weltbundes.

Leitsatz 11: Andere Kirchen und Religionen

Wir suchen als Teil der ganzen Christenheit die Gemeinschaft und Zusammenarbeit mit den anderen christlichen Kirchen, den Dialog mit dem Judentum und das Gespräch mit anderen Religionen.

Hintergrund
Das Miteinander mit anderen Christen und Kirchen gestalten wir auf unterschiedlichen Ebenen als Austausch im Geben und Nehmen. Der Bund ist Teil des universalen Leibes Jesu Christi und ist deshalb Teil der Vereinigung Evangelischer Freikirchen, der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen, der Konferenz Europäischer Kirchen, des Ökumenischen Rates der Kirchen und anderer Netzwerke.

Als Christen sind wir mit dem Judentum in besonderer Weise verbunden und ihm aufgrund unserer deutschen Geschichte verpflichtet.