„Ich werbe für das Warum!“

AmPuls-Konferenz für missionarisch ausgerichtetes Gemeindeleben

„Hingehen, wo Gottes Herz schlägt“ war das Motto der AmPuls-Konferenz des Dienstbereichs Mission, die vom 19. bis 21. Januar in Leipzig stattfand. Ziel der Konferenz war es, die Vielfalt der Mission zu entdecken und zu feiern, das Herz Gottes zu spüren, am Puls der Zeit zu sein und Gemeinde neu zu denken. Hauptreferentin war die lutherische Pastorin Dr. Sandra Bils von Kirche² in Hannover.

Pastorin Sandra Bils sorgte mit ihrem Referat „Gemeinde neu denken“ und ebenso mit ihrer Bibelarbeit zu Apostelgeschichte 8 für hilfreiche Erkenntnisse und Mut machende Gedanken. Anhand einer Studie über die Kirche in England nahm sie die insgesamt 150 Hörer an die Hand, um sie Schritt für Schritt mit den Ergebnissen der Studie und den daraus resultierenden Konsequenzen für die Gestaltung eines missionarisch ausgerichteten Gemeindelebens vertraut zu machen.

Sandra Bils legte großen Wert darauf zu betonen, dass es anhand der Studienergebnisse und der daraus abgeleiteten Folgerungen nicht darum gehe, ein fertiges Konzept umzusetzen. Sie hob hervor, dass Kirche, wenn sie neu gedacht werden soll, immer im Zusammenhang mit den Menschen, kulturellen Ausprägungen und mit dem gesellschaftlichen Umfeld, in dem sie sich befindet, gedacht werden muss. Dabei dürfe es aber nicht darum gehen, dass Christen ein kontextuell angepasstes Programm für ihre Mitmenschen entwerfen. Sie sollen mit den Menschen zusammen ein Programm gestalten, welches dann zugleich für die Menschen ist. Es sei auch immer danach zu fragen, welche Bedeutung Gottes Wirken in der Welt hat. Wenn Gemeinden in ihrem Umfeld andere Menschen am Gemeindeleben gestaltend teilhaben lassen, wird man die lebens- und gemeinschaftsverändernde Kraft des Glaubens erleben. Deutliche Worte fand Bils, als es um die strukturelle Ausrichtung kirchlichen Lebens ging: „Kirche ist der einzige ‚Verein’, der sich nur um die dreht, die noch nicht Mitglied sind!“


Im diesem Zusammenhang zitierte sie ihren Vorgesetzten, Arend de Vries, geistlicher Vizepräsident der Landeskirche Hannover: „Nicht der Erhalt der Institution, nicht die Fortschreibung der Strukturen, in denen Kirche heute existiert, sind das primäre Ziel kirchlicher Arbeit. Vorrang hat, dass Menschen das Evangelium kennenlernen und erfahren als die Macht und die Kraft, die Leben verändert.“

Insgesamt machte Sandra Bils auf freundliche und auch gegenüber theologisch anders denkenden Christen wertschätzende Weise Mut zu „radikalen Innovationen“ im gemeindlichen Bereich. Diese unterschied sie von „inkrementellen Innovationen“: Kleinschrittige Erneuerungen bedeuten für Bils nur Veränderungen an Bestehendem mit schrittweiser, häufig der Gesellschaft unangemessener und viel zu langsamer Weiterentwicklung. Dabei werde oft nur nach dem Wie gefragt.  Mit „radikaler Innovation“ verband Bils die Frage nach dem Warum. Wer es wage, auch im gemeindlichen Rahmen die Frage nach dem Warum zu stellen, würde an manchen Stellen überrascht werden, so Bils. Grundsätzliche Erneuerungen mit Blick auf Umfeld, Struktur und Praxis von Gemeinden, die auch zu grundlegenden Erneuerungen führen, können die Folge sein. „Ich werbe für das Warum!“

Mit ihrem Referat und auch mit ihren exegetischen und weiterführenden Anmerkungen zur Geschichte von Philippus und dem Kämmerer im Rahmen der Bibelarbeit, sorgte Sandra Bils dafür, dass die Teilnehmer auch in den Pausen der Tagung im regen Austausch über die Ausführungen waren. Ihre für das Evangelium und zur ganzheitlichen und liebevollen Zuwendung zu den Menschen einladenden Worte werden sicher bei vielen Teilnehmern der Konferenz zu konkreten Schritten im persönlichen Alltag und in der Gestaltung des Gemeindelebens führen.

Mit über 20 Workshops und Seminaren in zwei Zeiteinheiten und mit der motivierenden Vorstellung unterschiedlicher Arbeiten und Initiativen in Form  von Kurzreferaten  war das Tagesprogramm vielfältig und reichlich angefüllt. Neben den Hauptreferaten bildeten die Themen „Geistliches Leben“, „Gesellschaftliche Bedeutung gemeindlichen Handelns“ und  Themen zur „Praxis des Christseins“ weitere Schwerpunkte.


Der von André Krause, Pastor der EFG Leipzig, geleitete Segnungsabend am Samstag bildete ebenso wie der Sonntagsgottesdienst, den die Teilnehmer gemeinsam mit der Gemeinde Leipzig feierten, einen weiteren erfüllten Teil im rundum gelungenen Programm der AmPuls-Konferenz.

Die Teilnehmer der Konferenz kamen einzeln oder auch als ganze Gemeindeleitung angemeldet aus dem Bundesgebiet und aus Österreich. Mit vertreten war auch eine Gruppe Studierender der Theologischen Hochschule Elstal.

Es wurde, wie bereits in den vergangenen Jahren an den Austragungsorten Bochum und München, deutlich, dass der regional wechselnde Veranstaltungsort manchem Teilnehmer die Anreise erleichterte: Nach Leipzig kamen überwiegend Teilnehmer aus den östlichen Bundesländern.

Für das kommende Jahr wurde bereits ein gut zu erreichender und für viele zentral liegender Ort festgelegt. Vom 18. bis 20. Januar 2019 wird die AmPuls-Konferenz in Hannover stattfinden.

Ein Artikel von Carsten Hokema