Beglückt und neu motiviert

...für den Alltag bin ich am Sonntag aus Leipzig nach Hause gekommen. Das ist bei Weitem nicht immer so, wenn ich von einer Konferenz nach Hause komme. Konferenzinhalte, soweit ich sie aus kirchlichen Kreisen kenne, wirken manchmal abgehoben, fern jeder Realität und weltfremd auf mich.  

Bei der AmPuls-Konferenz 2018 war das anders. Die gesamte Ausstrahlung und auch der Inhalt der Konferenz waren für mich einfach bodenständig, normal, menschlich und Mut machend für den Alltag (na ja, was die Lautstärke der Musik anging, hätte ich so meine Änderungswünsche gehabt, aber ich muss dann wohl doch auch einsehen, dass ich eher zu den älteren Teilnehmern gehörte. Und Musik ist ja eh auch immer Geschmacksache).

Am Veranstaltungsort, in der EFG Leipzig, stimmte einfach alles: Es war immer ausreichend guter Kaffee zur Verfügung, das Gebäude hatte modernen Charme, die Innenarchitektur und das an vielen Stellen künstlerisch gestaltete Kircheninnere sorgten ebenso wie die fleißigen Mitarbeiter der Gemeinde, die die 150 Teilnehmer rundum gut und lecker versorgten, für ein sehr angenehmes Äußeres.

Das ‚Innerliche’ war aus meiner Sicht dann auch einfach nur klasse. Die Hauptreferentin, Sandra Bils aus Hannover, war ein Glücksgriff. Sie hat mich begeistert. Neu begeistert. Für die mir schon seit langem so bekannten Themen Christsein und Gemeinde.

Das Thema ‚Gemeinde neu denken’ hat Sandra Bils ganz prima angepackt und ausgeführt. Sie nahm die Zuhörer an die Hand, mit auf den Weg, mit auf eine Reise. Sie sprach nicht über die Köpfe hinweg, sondern nicht selten mitten ins Herz. Sie sprach, erklärte, erläuterte so normal, so bodenständig, mit Humor und jeder Menge Liebe.

Wenn sie zum Beispiel von ‚alten und traditionellen’ Gemeinden sprach, hatte ich nie den Eindruck, dass bei ihr auch nur der Hauch von Abwertung mitschwang. Wohlwollend und herzlich sprach sie von dem, was andere Christen vor uns gedacht und geschafft haben, um dann Mut zu machen für neue Wege. Und das Ganze nicht irgendwie eingezäunt, eng oder bewahrend, sondern immer mit Weite und in ökumenischer Verbundenheit.

Sandra Bils, eine wahre Mutmacherin, Vermittlerin, Ermöglicherin. Ich war nicht nur von dem, was sie gesagt hat begeistert, sondern auch wie sie es gesagt hat. Sie war dabei nicht undeutlich, wenig klar oder verwischend. Ihr klar formulierter Satz mit einem eben solchen klaren Blick ins Publikum „Ich stehe für das Warum!“ wird mir noch lange nachgehen.

Kurz vorher hatte sie deutlich gemacht, dass in kirchlichen Kreisen nicht selten nur nach dem Wie gefragt wird. Wenn man nur nach dem Wie fragt, so ergeben sich meistens nur marginale, kleine, das Wesen des Inhalts nicht betreffende Änderungen. Man mag dies oder jenes ändern, bleibt inhaltlich, im Kern aber bei derselben Sache.

Wenn man jedoch nach dem Warum fragt, dann kann es passieren, dass manche Dinge abgeschafft oder auch ganz neu gestaltet werden – und dies dann auch den Inhalt (und nicht nur die Form) betreffend.  Ein neuer Anfang kann gemacht, ein neuer Versuch gestartet, eine ganz andere Herangehensweise versucht werden.

Bei der Bibelarbeit von Sandra Bils über Philipus und den Kämmerer hörte ich der Hauptreferentin auch noch am zweiten Tag angeregt und begeistert zu.  Gerne hätte ich im Anschluss an die Plenarveranstaltung mit ihr noch über die eine oder andere exegetische Erkenntnis gesprochen. Mir war nicht alles so klar und einleuchtend wie am Vortag.

Das tat und tut der Begeisterung für die Referentin jedoch überhaupt keinen Abbruch: Hier habe ich eine Frau erlebt, die von ganzem Herzen bei der Sache ist, die dem Glauben und auch den Gemeinden neue Formen geben will. Nicht um der Sache an sich willen oder um wieder einmal ein christliches Thema zu bespielen und die mehr oder weniger evangelikal oder gemeindlich Frustrierten zu bespaßen. Sie hat offensichtlich ein Herz für die Menschen, die vom Evangelium, soweit wir es beurteilen können, noch nicht so viel mitbekommen haben, bei denen wir aber davon ausgehen dürfen, dass Gott schon eine Geschichte mit ihnen hat.

Das ist schon etwas Besonderes, dass ich bei einer Konferenz, bei der ich selber mitverantwortlich für das Programm war, selbst so bereichert wurde. Ob ich die Teilnehmer meiner Workshops auch bereichert und angeregt habe? Zu einem Workshop kam nur ein Teilnehmer. Nach anfänglicher Enttäuschung über die fehlende Masse, freue ich mich aber bis heute über die intensive Zeit, die ich mit dem Teilnehmer erlebt habe. Gemeinsame Gedanken, Ringen um die richtigen Antworten und die Gewissheit, dass Gottes Reich sich schon durchsetzen wird, werden in Erinnerung bleiben.
Erstaunlich, erfreulich und begeisternd war auch die Vielfalt der Referenten und Workshopleiter. Und dann gab es noch den x-Talk, so etwas wie Minireferate in einem kompakten Format. Einfach nur anregend!

Der Segnungsabend am Samstag hatte es auch in sich. Normalerweise gehören solche Veranstaltungen nicht zu meinen Lieblingsterminen. Von der Aussage, Gestaltung und dem seelsorgerlichen Feingefühl des Abends habe ich mich jedoch gerne ansprechen lassen.

Der abschließende Sonntagsgottesdienst mit der Gemeinde stand dann auch wieder ganz im Zeichen der Bodenständigkeit und der Normalität. Eine weitere Geschichte aus der Apostelgeschichte stand im Mittelpunkt. Eine alltägliche Geschichte, die mir manches Trostvolle und Hilfreiche für meinen eigenen Alltag zusagte.

Die Gespräche in den Pausen, beim Essen und auch abends nach dem offiziellen Programm und die durchweg positive Atmosphäre der Tage haben dazu beigetragen, dass die AmPuls-Konferenz 2018 eine für mich wesentliche und – wie man heute so gerne sagt – nachhaltige Veranstaltung war. Ich bin motiviert für meine weitere Arbeit. Ich bin auch wieder neu daran erinnert worden, dass viele Christinnen und Christen gemeinsam mit mir unterwegs sind, um die Liebe Gottes in Wort und Tat umzusetzen. Und viele sind es, die dabei nicht nur nach dem Wie fragen. Viele sind grundsätzlicher unterwegs. Hoffentlich werde ich viele von ihnen nächstes Jahr in Hannover wieder treffen. Bei der AmPuls-Konferenz 2019.

Carsten Hokema