Konsultationstag „deutsch-persische Gemeindeentwicklung“

Bamberg, 1. Juli 2017

Es war der dritte regionale Konsultationstag zum Thema „deutsch-persische Gemeindeentwicklung“ innerhalb von drei Monaten. In vielem ähnelte er den vorhergehenden Treffen in Siegen und Magdeburg. Und doch war es ein besonderes Treffen. Vor allem dadurch, dass von den 35 Teilnehmenden aus 10 Gemeinden fast die Hälfte Menschen aus Iran und Afghanistan waren. Die Gruppe von Iranern aus Erfurt hatte ihre Musikinstrumente dabei und präsentierte am Nachmittag einige Lobpreislieder auf Farsi. Am Anfang des Tages entschied ich kurzfristig, alle Beiträge des Tages von vorne auf Farsi übersetzen zu lassen. Diese durchgängige Zweisprachigkeit hatte aber auch ihren Preis: es dauert einfach länger, und so blieb im Lauf des Tages weniger Zeit für die Vertiefung der Themen. Das ist wahrscheinlich eine Grunderfahrung von multikultureller Gemeindearbeit – sie braucht Zeit.

Als Gastgeberin begrüßte uns Ursula Schwarz von der Gemeinde Bamberg mit Gedanken zum Bibeltext aus Philipper 2,1-5 und zum Gemeindemotto „Zusammen wachsen“. In den Kurzberichten aus den Gemeinden zeigte sich wieder, dass jede Gemeinde ihre eigene Geschichte hat: in Bamberg stand ein geistlicher Impuls am Anfang, das Gemeindehaus für Fremde zu öffnen. Inzwischen  sind fast 30 Menschen aus Iran und Afghanistan getauft worden – die Begleitung und Integration ist eine große Herausforderung! In Thüringen gibt es eine Vernetzung von Iraner-Gruppen in drei Städten, die aber in verschiedenen Konfessionen angekommen sind. In Erlangen legt die Gemeinde aufgrund schlechter Erfahrungen der Vergangenheit nun sehr viel Wert auf gründliche Bibel-Lehre, Sprachunterricht und persönliche Kontakte. In Coburg und Forchheim laufen Tauf- und Glaubenskurse, in Heidelberg können Iraner oft nur kurz begleitet werden, weil sie aus dem Erstaufnahmelager weiter ins Land verteilt werden. In Ingolstadt sind manchmal 50 Iraner im Gottesdienst, einige Flüchtlingshelfer setzen sich sehr intensiv ein, erleben aber auch die Transportprobleme, Ermüdung der Mitarbeitenden und fehlende Strukturen in der Gemeinde. In München hat sich ein „Café international“ nicht dauerhaft etabliert, dort steht die Zusammenarbeit mit der großen Latino-Teilgemeinde im Vordergrund.

Amir Paryari war mit dem Leitungsteam der persischen Gruppen aus Mainz und Umgebung da und gab Einblick in seinen Weg und Dienst.

Und dann waren es wieder die vielen Begegnungen, der Austausch auf Farsi oder Deutsch und die Zeiten des Gebets, die sich als besonders wertvoll und ermutigend erwiesen. Die Fragen der Übersetzung, der Integration in deutschen Gemeinden und der Glaubensvertiefung bei Neubekehrten werden uns weiter begleiten.

In der Reihe der regionalen Konsultationstage folgt jetzt noch das Treffen in Mainz am 7. Oktober. Für das nächste Jahr sind dann eher Themen- und Seminartage dran – Gemeinden können sich mit Themenvorschlägen an mich wenden.

Thomas Klammt