Symposium zur Entwicklungsarbeit in Haiti

Bildung ist wichtig für Selbsthilfe

Um Hilfe zur Selbsthilfe ging es bei dem Symposium „Partizipation und Entwicklung – Nachhaltige Entwicklungshilfe durch die Einbindung lokaler Gruppen“ vom 24. bis 25. Januar in Elstal. Am Beispiel Haitis wurde deutlich, dass Betroffenen in Krisenregionen nur dann sinnvoll geholfen werden kann, wenn sie darin gefördert werden, Eigeninitiative zu entwickeln und selbst Entwicklungsarbeit vor Ort zu leisten.

Das Symposium wurde mit Gruß- und Dankesworten der Generalsekretäre des haitischen Baptistenbundes und des BEFG, Emmanuel Pierre und Christoph Stiba, eröffnet. Beide würdigten die bisherige Zusammenarbeit mit ihren positiven Folgen sowohl für das haitianische Volk als auch für die deutschen Partner.

Pastor Joel Dorsinville, Professor an der Christlichen Universität im Norden von Haiti und Projektkoordinator des haitianischen Baptistenbundes, referierte über „Entwicklungsbremsen“, welche die Weiterentwicklung des Landes beeinträchtigen. Dazu gehöre unter anderem auch die Abhängigkeit vom Ausland, um eine ausreichende Ernährung sicherstellen zu können. „Wenn Entwicklungshilfe eine Mentalität der Abhängigkeit erzeugt, keinen Entscheidungsfreiraum mehr lässt und die Eigeninitiative tötet, dann wird diese Hilfe zur ‚giftigen Nächstenliebe‘“, sagte Dorsinville.

Dr. Monel Jules, Dekan der theologischen Fakultät, berichtete über das diakonische Engagement der Baptistengemeinden in Haiti. Die Gemeinden springen überall dort ein, wo der Staat seinen Aufgaben nicht vollständig gerecht werden kann. Dies sei vor allem im Bildungssektor der Fall. So haben viele Gemeinden eine Schule gegründet, in der Schüler Lesen und Schreiben lernen und eine Allgemeinbildung bekommen, was bei einer Analphabetenquote von 50 Prozent sehr wichtig für die Entwicklung des Landes ist. Gleichermaßen finde in den Gemeinden aber auch Gesundheitsbildung, Umweltbildung und die soziale Fürsorge für die Mitglieder statt.

Grusswort Emmanuel Pierre

Grusswort Christoph Stiba

Dr. Guenther Schwarzinger

Wie die Pastoren das soziale diakonische Engagement der Gemeinde zukünftig professioneller gestalten können und auch andere darin anleiten, dafür werden derzeit Ema Prince und Daniel Louis in Elstal ausgebildet, um nach ihrer Rückkehr an der Universität angehende Pastorinnen und Pastoren in diesem Bereich auszubilden. Ihre Masterarbeiten, die sie im Rahmen des Symposiums vorstellten, beschäftigen sich mit den Themen der Bildung und dem diakonischen gemeindlichen Engagement in Haiti und in Deutschland.Auch Dr. Günther Schwarzinger, Experte für Entwicklungshilfe aus Wien, hob den Faktor Bildung als Schlüssel für Entwicklung hervor. Dabei müsse auch das Thema Geld thematisiert werden, schließlich gehe es in der Entwicklungshilfezusammenarbeit um große Summen, mit denen ein verantwortungsvoller Umgang gelernt sein will. Außerdem betonte Schwarzinger, wie wichtig es sei, in der Projektplanung die Menschen zu beteiligen, die direkt betroffen sind, um die tatsächlichen Bedürfnisse in der Planung berücksichtigen zu können.Die Rolle der Frauen für die Entwicklung einer Gesellschaft hob schließlich Kihomi Ngwemi, Leiterin der Frauenarbeit des haitianischen Baptistenbundes, hervor. In der Erziehung der Kinder prägen Frauen die kommende Generation des Landes. Wenn sie ausgebildet sind und sich ihrer Verantwortung bewusst sind, hat das Folgen für die Entwicklung des Landes. Deshalb sei sie, so Ngwwemi, unter einfachsten Bedingungen zusammen mit ihren Mitarbeiterinnen im ganzen Land unterwegs, um Frauen zu unterrichten und zu stärken, damit sie diese Rolle selbstbewusster wahrnehmen und ausfüllen können.Die Bedeutung von Qualitätsstandards für diakonische Arbeit in Gemeinden erläuterte Prof. Dr. Ralf Dziewas in seinem Vortrag. Er stellte eine Auswahl von Kriterien vor, die der BEFG seinen Einrichtungen für diakonisches Arbeiten empfiehlt.Abgerundet wurde das Symposium mit der Analyse der Stärken, Schwächen, Möglichkeiten und Gefahren der gemeinsamen Zusammenarbeit, die es für die weitere Planung und Gestaltung zu berücksichtigen gilt.

Das Symposium wurde gefördert aus Mitteln des Kirchlichen Entwicklungsdienstes durch Brot für die Welt – Evangelischer Entwicklungsdienst.

Stefanie Fischer / Michael Kißkalt
06.02.2014